Die Sozialpartnerschaft ist ein von der modernen
bürgerlichen Wissenschaft und Politik geschaffener Begriff zur Verschleierung
der tiefen Klassengegensätze in der bürgerlichen Gesellschaft.
Die beiden Hauptklassen der kapitalistischen
Gesellschaft, die Kapitalistenklasse und die Arbeiterklasse,
werden als Sozialpartner bezeichnet, die ein wechselseitiges
Verhältnis zwischen Arbeitgebern
(Kapitalisten und Administration) und Arbeitnehmern
(Lohnarbeitern) verbinden soll.
Diese Klassenzusammenarbeit im
grundsätzlichen kann nach Meinung der imperialistischen Ideologen
durchaus von unterschiedlichen Auffassungen der Partner über einzelne Fragen
des gesellschaftlichen Lebens begleitet sein; Sozialpartnerschaft
schließe, so sagen sie, auch partielle Konflikte, z. B. im Lohn- und Tarifkampf,
nicht aus. Damit ist der Hauptinhalt dieser Theorie die
Leugnung des antagonistischen Widerspruchs zwischen Kapital und Arbeit und die
Leugnung der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen im
Kapitalismus.
Die politische Absicht dieser theoretischen Auffassung
liegt darin, die Notwendigkeit des Klassenkampfes zu bestreiten und statt dessen
die Zusammenarbeit von Bourgeoisie und Arbeiterklasse zu propagieren.
Die Theorie von der Sozialpartnerschaft steht in
Zusammenhang mit der opportunistischen Theorie von der evolutionären
Transformation des Kapitalismus in eine neue Gesellschaft. Die
Sozialpartnerschaft ist auf die Erhaltung des kapitalistischen Eigentums an
den Produktionsmitteln und auf die Festigung der politischen Macht der
imperialistischen Großbourgeoisie gerichtet, die den Klassenkampf
fürchtet und deshalb Klassenzusammenarbeit im Sinne der
Aufrechterhaltung der Ausbeutung propagiert.
Sozialer Träger und gesellschaftlicher Repräsentant
der Ideologie der Sozialpartnerschaft ist die Monopolbourgeoisie.
Die revolutionäre Arbeiterbewegung lehnt daher Theorie
und Praxis der Sozialpartnerschaft ab.
Die ideologischen Leitbilder und Motive der
Sozialpartnerschaft sind verschiedenen bürgerlichen Theorien entlehnt, z. B.
dem bürgerlichen Liberalismus, dem politischen Klerikalismus (der
katholischen und evangelischen Soziallehre), den imperialistischen
Industrie-Gesellschafts-Theorien oder dem Rechtsopportunismus und
gewerkschaftlichen Reformismus. Formen und Praktiken der
Sozialpartnerschaft sind vielgestaltig und ergeben sich aus dem jeweiligen
Klassenkräfteverhältnis, das Wesen aber bleibt.
Im staatsmonopolistischen Kapitalismus (analog Soziale
Marktwirtschaft, Marktwirtschaft, Sozialismus chinesischer Prägung etc.)
spielt der bürgerliche Staat bei der Propagierung und Praktizierung der
Sozialpartnerschaft eine immer größere Rolle. Herrschaftsmethoden der
Sozialpartnerschaft in der Bundesrepublik Deutschland sind z. B. das
Zusammenwirken von Unternehmerverbänden (Banken-, Konzern-, Industrie- und
Monopolverbände, Handwerk etc.), Gewerkschaften und Staat in der konzertierten
Aktion; die sog. Vermögensbildung in Arbeitnehmerhand; ein fiktives Miteigentum
an den Produktionsmitteln durch die Ausgabe von Volks- oder Belegschaftsaktien;
die Anwendung von Gewinn- oder Erfolgsbeteiligungssystemen in verschiedenen
Betrieben; die Zusammenarbeit von Betriebsleitung und Betriebsrat aufgrund des
reaktionären Betriebsverfassungsgesetzes von 1952 bzw. 1972 (und mögliche
Modifikationen der Fortschreibung etc.). Auch bestimmte Formen der Mitbestimmung
können mit Hilfe der Theorien von der Sozialpartnerschaft mit
opportunistischen Inhalt versehen und damit in ihr Gegenteil verkehrt werden.
Als eine opportunistische, bürgerliche Ideologie kann
die Sozialpartnerschaft Denk- und Verhaltensweisen hervorbringen, die Einfluss
auf die Arbeiterbewegung gewinnen und zur Unterordnung mehr oder
weniger großer Teile der Arbeiterklasse unter die Klasseninteressen der
Monopolbourgeoisie führen. (Siehe z. B. beim
DGB-Bundesvorstand: So haben GewerkschafterInnen im September
2013 gewählt.)
Die Idee der Klassenharmonie (siehe z. B. in
Japan und China) und Klassenzusammenarbeit (siehe z. B. die
Vereinigten Staaten von Nord-Amerika und EU-Europa) bezeichnete Wladimir
Iljitsch Uljanow als die Hauptidee des Opportunismus.
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Das von den sozialdemokratischen Führern vertretene
Programm der Sozialpartnerschaft ist eine der wirksamsten Formen der
bürgerlichen Apologetik des staatsmonopolistischen Kapitalismus
(siehe u. a.: Soziale Marktwirtschaft und Sozialismus chinesischer
Prägung).
Die realen Klassenwidersprüche im Kapitalismus und
Imperialismus führen aber immer wieder zu neuen Klassenkämpfen, die das Konzept
der Sozialpartnerschaft (und die Soziale Marktwirtschaft der
Finanz- und Monopolbourgeoisie) laufend durchbrechen und damit beweisen,
dass Lohnarbeit und Kapital prinzipiell nicht vereinbar
sind.
[Eine Modifikation, vgl.]
Vgl.: Sozialpartnerschaft. In: Kleines
Politisches Wörterbuch, Dietz Verlag Berlin 1973.
VON: REINHOLD SCHRAMM (BEREITSTELLUNG)