>>> Bundesfreiwilligendienst ist neuer "Niedrigstlohnsektor"
"Niedrigstlohnsektor"
"Für Jubelgesänge gibt es
nach einem Jahr Bundesfreiwilligendienst keinen Grund, denn in den zwölf Monaten
seit Aussetzung der Wehrpflicht ist es zu dramatischen Fehlentwicklungen
gekommen.
Die Öffnung des Dienstes
für alle Altersgruppen hat dazu geführt, dass vor allem in Ostdeutschland immer
mehr Ältere und Erwerbslose in den Bundesfreiwilligendienst gedrängt werden und
für ein Taschengeld wichtige Aufgaben im sozialen Bereich erledigen.
Dies widerspricht der
Grundidee eines Freiwilligendienstes und verhindert die dringend notwendige
Schaffung sozialversicherungspflichtiger Arbeitsplätze in diesem Sektor",
kritisiert Harald Koch, für die Fraktion DIE LINKE Mitglied im Unterausschuss
Bürgerschaftliches Engagement sowie im Finanz- und Verteidigungsausschuss,
anlässlich des einjährigen Bestehens des Bundesfreiwilligendienstes am 1. Juli
2012. Koch weiter:
"Die starke Nachfrage nach Freiwilligendienstlern
bedeutet noch lange nicht, dass es sich beim Bundesfreiwilligendienst um ein
Erfolgsmodell handelt. Sie ist vielmehr eine direkte Folge der katastrophalen
Arbeitsmarktpolitik der Bundesregierung.
Wo die Vermittlung in echte
sozialversicherungspflichtige Jobs nicht funktioniert, arbeitsmarktpolitische
Instrumente reihenweise weggekürzt werden und Angebote für Menschen jeden Alters
fehlen, bleibt als Alternative oft nur der Bundesfreiwilligendienst.
Der
Bundesfreiwilligendienst darf kein neuer 'Niedrigstlohnsektor' in der Grauzone
zwischen klassischem bürgerschaftlichem Engagement und regulärer Erwerbsarbeit
sein. Um die reichlich vorhandene Arbeit im sozialen Bereich zu bewältigen und
zu verhindern, dass Ältere aus finanzieller Not in den Dienst gedrängt werden,
brauchen wir mehr gute, sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze für Jung und
Alt sowie eine den Lebensstandard sichernde Rente. Freiwilligendienste sollten
in erster Linie Lern- und Bildungsdienste für junge Menschen sein und dürfen
nicht dazu missbraucht werden, reguläre Beschäftigung zu verdrängen.
Den
Bundesfreiwilligendienst in seiner jetzigen Form lehnt DIE LINKE daher ab.
Stattdessen wollen wir die bestehenden Jugendfreiwilligendienste mithilfe
erfahrener zivilgesellschaftlicher Akteure weiter ausbauen und
stärken."