30
Sep
2013

Wenn Bernd Lucke ... spricht... bedient er sich einer Sprache einer bestimmten Nationalökonomie

AfD, Entartung, VWL
 
[via Nachdenkseiten]
 


Wenn Bernd Lucke von Entartung, Degeneration oder Bodensatz
spricht, dann ist er nicht unbedingt ein Nazi.

Sondern er bedient sich einer Sprache, die nicht vom
vergesellschaftetem Menschen ausgeht, sondern von einer bestimmten
Nationalökonomie, einer bestimmten Volkswirtschaftslehre, also von der Nation
oder dem Volk, in dem der Mensch dehumanisiert wird und nur noch als
Humankapital interessant ist. In dieser Abstraktion vom konkreten Menschen wird
dann der Mensch zur Chimäre, zum Homo Ökonomikus, einer bürgerlichen
Abstraktion, in der sich vor allem weiße, deutsche gut situierte Männer mit
ihren nichtreflektierten Privilegien und Deklassierungsängsten wiederfinden.
 
Es wird von der Qualität der Bevölkerung ausgegangen und von dort
geschlussfolgert auf die ^höhere^ und ^mindere^ Qualität der Kinder, gemessen
durch die „Investitionsbereitschaft“ der Eltern. Ein biologistisches Pendant
findet diese Denkweise in der Bevölkerungsbiologie, dessen braunen Aufguss uns
vor kurzem noch Sarrazins „Deutschland schafft sich ab“ präsentierte. Allein der
Titel ist verdächtig, auch hier ist der Ausgangspunkt nicht der Mensch und seine
Grundrechte, sondern der Staat als handelndes Subjekt. Der Mensch ist in dieser
Denkweise nur noch Erscheinungsform und Vererbungsfaktor einer Population mit
einem mehr oder weniger wertvollem Genpool. Dieses Denken wird in der
Wirtschaftskrise stärker, weil die Deklassierungsängste im Bürgertum zunehmen.
Sie finden ihren Niederschlag nicht nur an Nazisprache erinnernde Formulierungen
(„Transferbabys“ (Gunnar Heinsohn), „Warum soll ich für sie zahlen?“ (Konrad
Adam)), sondern auch in der gesetzlich zementierten Umstellung der
Familienpolitik, die sich nicht mehr an Grundrechten orientiert
(sozialkompensatorisches Erziehungsgeld), sondern an Fragen der
Bevölkerungsqualität (einkommensprivilegierendes Elterngeld). Familienpolitik
als Bevölkerungspolitik ist schlecht kaschiert, wenn sie sich aus dem Vokabular
der Forstwirtschaft („Nachhaltigkeit“) bedient.

Lucke ist daher nicht unbedingt ein Nazi, wenn er von „Entartung“,
„Degenerationserscheinung“ oder „Bodensatz“ spricht. Sondern er geht nur einfach
nicht vom konkreten vergesellschafteten Menschen und seinen Grundrechten aus,
sondern von der halluzinierten „Art“, die “entarten”, „degenerieren“ kann, also
Ausschuss, Bodensatz (und so weiter, neoliberale VWLer mögen das Vokabular
ergänzen) erzeugt.



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