14
Okt
2013

zum Montagsbusiness -->> #Fachkräftemangel ? #Hausgemachter #Blödsinn [auch im #SiliconSaxony #gehgt und #gepflegt]

 
 

 

Fachkräftemangel?

Hausgemachter Blödsinn


von MANFRED
DIETENBERGER

[via Sozialistische Zeitung]

Seit mindestens drei Jahren wird wenigstens einmal die
Woche die Sau vom angeblichen Facharbeitermangel durchs Dorf getrieben.

Der Fachkräftemangel greift scheinbar gefährlich um
sich. Egal ob Ingenieure, IT-Fachkräfte oder Pflegepersonal, die deutsche
Wirtschaft sucht nach eigenem Bekunden händeringend, aber mehr und mehr
erfolglos nach qualifizierten Fachkräften. Bei Otto Jedermann verfestigt sich
damit der Eindruck, als gäbe es diesen Mangel an Fachkräften
tatsächlich.

Ausgerechnet in Ostdeutschland wehklagen die
Kapitalisten besonders intensiv über den vermeintlichen Fachkräftemangel. Dies
obwohl z.B. im September 2011 rund 6500 noch in der DDR ausgebildete Ingenieure
arbeitslos waren. Nicht gerade viel? Doch zu viel! Die dort genossene Ausbildung
galt und gilt als vorbildlich. Dennoch haben viele von ihnen auch nach mehr als
20 Jahren Mauerfall immer noch keine neue Chance.

Mehr als die Hälfte aller arbeitslosen Ingenieure kommt
aus Ostdeutschland, obwohl im Westen der Republik viermal so viele Menschen
wohnen. Mit dem Ende der DDR wurden viele DDR-Betriebe von der Treuhand
entsorgt. Die Filetstücke verleibten sich gefräßige Westfirmen ein. In der
hochindustrialisierten DDR gab es sehr viele Ingenieure. Die waren von den sich
aus der «Abwicklung» der DDR-Wirtschaft ergebenen kapitalistischen 
Nebenwirkungen – wie z.B. Arbeitslosigkeit – besonders schwer betroffen. Denn
1989 lebten im Osten etwa genau so viele Ingenieure wie in der wesentlich
größeren BRD.

Prozentual gerechnet waren es sogar gut dreimal so
viele. 1975 z.B. wurde in der DDR gut jeder zehnte Jugendliche eines
Geburtsjahrgangs zum Ingenieur ausgebildet, in der BRD waren es gerade mal 2,3%.
Die Fachschulausbildung für Ingenieure war besonders eng mit der Arbeit im
Betrieb verzahnt. Zwei Drittel aller DDR-Ingenieure hatten diese spezielle Art
der Ausbildung abgeschlossen, nicht selten berufsbegleitend. Eine solche
Berufsausbildung vereinigte handwerkliches Können mit
ingenieurwissenschaftlichem Sachverstand.

Jeder Markt reagiert auf Mangelsituationen sofort mit
steigenden Warenpreisen. Die Arbeitskraft eines jeden abhängig Beschäftigten ist
eine Ware und wird daher auf dem Arbeitsmarkt zu Markte getragen. Wären also
Fachkräfte und Ingenieure derzeit wirklich so rar, müssten die Gehälter längst
merkbar ansteigen bzw. angestiegen sein.

Das aber ist leider nicht der Fall. Löhne und Gehälter
stagnieren bzw. sinken seit Jahren. Den Fachkräften und Ingenieuren geht es da
keinen Deut besser als anderen Beschäftigten. Die Bruttostundenlöhne für
hochqualifizierte Fachkräfte sanken preisbereinigt in 2008 sogar um 0,1%. 2011
steigen die Grundgehälter bei Fachingenieuren nominal um durchschnittlich 2,7%.
Preisbereinigt dürften das etwa 0,5% sein.

Die schwache Gehaltsentwicklung hängt mit der auch
unter Technikern und Ingenieuren andauernden hohen Arbeitslosigkeit zusammen. In
den meisten naturwissenschaftlich-technischen Berufen ging die Zahl der
Beschäftigten zwischen 2008 und 2010 überdurchschnittlich stark zurück, die Zahl
der Arbeitslosen wuchs entsprechend. Die Bundesagentur für Arbeit meldete im
Oktober 2010 z.B. auf 2657 arbeitslose Chemiker und Chemieingenieure ganze 288
offene Stellen.

Trotz der trüben Aussichten ist die Zahl der
Ingenieurstudenten seit 2007 deutlich angestiegen und liegt in den meisten
Fächern weit über dem tatsächlichen Bedarf. Noch ein Beispiel: 2009 kamen auf
rund 9000 ausscheidende Maschinen- und Fahrzeugbauingenieure rund 23000
Hochschulabsolventen aus diesem Bereich.

Gäbe es wirklich Facharbeitermangel, dann müssten die
Löhne z.B. für Ingenieure drastisch steigen, dürften erfolgreiche
Hochschulabsolventen nicht nur Praktika oder Zweijahresverträge zu Billiglöhnen
bekommen.

Die Bosse würden ihren so gesuchten Fachkräften
unbefristete, tariflich bezahlte Arbeitsplätze anbieten und für gute
Arbeitsbedingungen sorgen.




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