16
Sep
2015

--->>> #Mini-Jobs. #Zahllose #reguläre #Arbeitsplätze #wurden in solche »Billigheimer« #umgewandelt.

 

Kirche und Arbeitswelt

»Gute Arbeit«

[via Gottes Wort im Kirchenjahr; Lesejahr
C; 2007; Heft 1; Echter Verlag]


Lesung:

Ex
5,1-4.19

Evangelium: Joh
10,11-18

Die Arbeitswelt von heute ist der Angstmacher der Nation. Das belegen seit
Jahren alle Umfragen. »Wo finde ich einen Ausbildungsplatz, und werde ich dann
auch übernommen?« fragen die Jungen. »Halte ich das noch durch bis zum Schluss?«
bangen die Älteren. Und Millionen von Arbeitslosen steht die nackte Angst im
Gesicht, ob sie überhaupt noch mal einen Happen Erwerbsarbeit erwischen.
Unbeschreiblich ist die Not der Arbeitslosigkeit.

Immer dramatischer aber wird auch die Not derer, die (noch) Arbeit haben.
Doch davon redet man nicht. »Hauptsache Arbeit!«, so lautet die Devise,
und man müsste ergänzen: »Frag nicht, welche ...« Die Menschen haben
keine Wahl, sie müssen nehmen, was kommt.

Fast 7 Millionen Frauen arbeiten in Mini-Jobs. Zahllose reguläre
Arbeitsplätze wurden in solche »Billigheimer« umgewandelt. Sie schaffen so gut
wie keine soziale Sicherung im Alter und in der Arbeitslosigkeit. Immer mehr
Arbeit wird als Leiharbeit organisiert. Im Durchschnitt verdient man dort
14% weniger als in der Stammbelegschaft. Dabei wird gerade schwere Arbeit,
Drecksarbeit, minderwertige Arbeit auf den Knochen dieser Leute abgeladen. Viele
werden in Scheinselbständigkeit hineingedrückt, füllen Regale, fahren
dicke LKWs, die man auf Pump überlassen hat, arbeiten als Putzhilfen - immer auf
eigene Rechnung und mit höchstem Risiko. Befristete Arbeit ist schon ganz
normal - bis zu zwei Jahren, ohne Begründung, ohne Kündigungsschutz.

Ein modernes Nomadentum macht sich breit: Wie einst Abraham mit seinen
Herden, ziehen die Menschen von heute der Arbeit nach. Hier ein Häppchen, dort
ein Häppchen und übermorgen arbeitslos. So kann man kein Leben und erst recht
keine Familie planen.

Das ist Arbeit in erbärmlichem Gewande. Sie erfüllt oft nicht einmal ihre
wichtigste Funktion, nämlich ein ausreichendes Einkommen zu sichern. Fast
eine Million Menschen erreichen in Vollzeit-Arbeit nicht einmal mehr das
Existenzminimum und müssen sich noch staatlich auffüttern lassen. Ohne einen
gesetzlichen Mindestlohn wie in anderen europäischen Staaten stürzen bei uns die
Niedriglöhne im freien Fall.

Doch auch die ganz reguläre Arbeit, abgesichert über Tarifverträge, von
Betriebsräten überwacht, ist gewaltig unter Druck geraten.
Arbeitszeitverlängerung ohne Lohnausgleich ist schon normal.
Unternehmensberaterfirmen fegen mit eisernen Besen durch die Hallen und lassen
noch die letzte Luft raus. Vor allem aber wird die Arbeitslast immer
unerträglicher. Arbeit rund um die Uhr, rund um den Globus. Arbeit ohne Maß.
Keine Zeit mehr für Familie, für Kultur, Kirche und Politik.

»Man bedrücke die Menschen mit Arbeit ...«

Neu ist das alles nicht: Über Arbeit wurden die Menschen immer schon in
Schach gehalten. Auch der ägyptische Pharao (Lesung) sah darin die
Wunderwaffe gegen sein aufmüpfiges Sklavenvolk Israel. Dem fehlte es nicht an
den vollen Fleischtöpfen, aber man hatte wohl erkannt: So, wie wir leben, ist
das kein Leben mehr. Auf, hinaus in die Wüste: Dort sieht man klarer, dort
blickt man durch, dort feiern wir ein Fest, dann werden wir einen neuen Weg für
uns erkennen. Der Pharao witterte die Gefahr: Wer feiert, der wird auch kämpfen
... Hatte bislang die »Arbeitsvorbereitung« Stroh als Hilfsmittel zum
Ziegelbrennen zur Verfügung gestellt, so wird nun diese Abteilung geschlossen.
Die Ziegelbrenner müssen selber erst hinaus auf die Äcker, um Stroh zu besorgen.
Am Abend aber ist die gleiche Stückzahl an Ziegeln abzuliefern.
Arbeitsverdichtung, Stellenabbau heißt das in unserer Sprache, und Ausbeutung
dazu.

Hier tut Erinnerung not: Der Gott der Juden, der auch unser Gott ist, lässt
so was nicht ungestraft durch. »Ich habe das Schreien meines Volkes gehört,
gehört habe ich seine Klage...«, spricht Gott. Und über Mose und Aaron wird die
Befreiung organisiert, die Befreiung aus der Sklaverei der Arbeit.

Diese Botschaft ist so aktuell wie nie! Arbeit darf nicht Angst machen, darf
nicht das Leben kosten. Wenn heute die einen durch die Überlast an Arbeit
zerbrechen, derweil den anderen die Arbeit aus der Hand geschlagen wird, ist das
eine neue Form der Arbeitssklaverei.

»Gute Arbeit« - Arbeit mit Recht und Würde

Die Befreiung aus dieser modernen Arbeitssklaverei kommt nicht über Nacht und
von alleine. Sie muss organisiert werden. Massenarbeitslosigkeit darf nicht dazu
führen, dass die Arbeit selbst verludert und ihr menschenwürdiges Gesicht
verliert.

Was aber ist »gute Arbeit«? Arbeit mit Recht und mit Würde. Hoch qualitative
Arbeit, die existenzsichernde Löhne garantiert. Arbeitsbedingungen, an denen die
Menschen nicht kaputt gehen. Arbeit, die Kreativität und Verantwortung weckt und
fördert. Kommunikative Arbeit, in der man sich als Mensch wahrnehmen kann. Und
natürlich: mitbestimmte Arbeit. Denn »Arbeit hat Vorrang gegenüber dem Kapital«,
heißt ein Leitsatz der Katholischen Soziallehre. Und: »Der »arbeitende Mensch
ist Subjekt im Wirtschaftsprozess«. Die Bibel selbst zeichnet ein hochwertiges
Bild der Arbeit im Sinne von »behüten, bebauen und bewahren« (vgl.


Gen 2,15). Sie
erliegt dabei keiner falschen Romantik, denn immer wird Arbeit auch mit Schweiß
und Mühsal verbunden bleiben. Aber sie ist auch eine Quelle der inneren
Bereicherung, des menschlichen Glücks. Arbeit gehört zum Menschsein.

Mit Feinschmeckerei hat das übrigens nichts zu tun. Denn »gute Arbeit« ist
gerade in Deutschland die pure ökonomische Notwendigkeit. Wir haben keine
anderen Reichtümer und Rohstoffe als das »Gold in der Köpfen«. Daher werden wir
eintreten müssen für eine qualifizierte und ausreichende Berufsbildung für alle.
»Gute Arbeit« hat Anspruch auf gute Bezahlung und verbriefte Rechte. An einem
Billiglohnsektor wird die Republik nicht genesen. Mit billigen, dreckigen Jobs
ist das Schicksal des Industriestandortes Deutschland besiegelt. Da liegt
bestimmt nicht unsere Zukunft.

Nachhaltige, lebensdienliche Arbeit

Jesus selbst hat immer wieder »gute Arbeit« in seinen Gleichnisreden
herangezogen, um mit ihrer Hilfe das Reich Gottes zu erschließen. Dabei ließ er
auch die verachtete Arbeit der Frauen nicht außer acht: harte Arbeit, bis über
die Ellbogen in den Sauerteig zu fassen und ihn zu kneten. Aber nur so wird die
schale Masse durchdrungen und durchsäuert. Das ist die Aufgabe der menschlichen
Arbeit: unser Leben zu durchwirken und schmackhaft zu machen und allen Brot und
Auskommen zu geben (vgl.

Mt
13,33-35
).

Oder im heutigen Evangelium: das liebenswürdige Bild vom »guten
Hirten«
. Arbeit, die dem Wohl der Herde dient. Sie wird gehegt, umsorgt und
gepflegt. Für sie ließe der Hirte gar sein Leben. Denn er ist kein »Mietling«,
kein gekaufter Hüte-Manager, der nur Renditen erzielen will. Sondern vielmehr
einer, der seine Herde liebt.

Mit den Früchten »guter Arbeit« werden wir nun Jesus, den »guten Hirten«,
feiern in unserer Mitte. In den Gaben Brot und Wein, Geschenk der Erde, aber
auch Ertrag unserer Arbeit, kommt er uns nahe, durchdringt und verändert uns.
Möge er, des Zimmermanns Sohn, uns befähigen, alle Menschen über Arbeit zu
beteiligen und »gute« Arbeit zu organisieren. Arbeit, die ein menschliches
Antlitz trägt und bewahrt, Arbeit, die uns wirklich Gott ähnlich
macht.

Paul Schobel




15. Nicht die Armen in der Welt leben über ihre Verhältnisse, sondern ihre reichen Ausbeuter! [Unsere 95. Thesen]

 
 

 
 

 
 
 
Unsere 95 Thesen
 
 
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15. Nicht die Armen in der
Welt leben über ihre Verhältnisse,
sondern ihre reichen
Ausbeuter!


 

Unsere 95 Thesen

 
[via Junge Welt]
 
 



steigenden Abwertungen d. als "nutzlos" + "ineffizient" deklarierten Gruppen, also Hartz-IV-Empfängern/Langzeitarbeitslosen

 


Gesellschaftlicher Vorrat an Gruppenbezogener

Menschenfeindlichkeit

 

• In der ökonomischen Sphäre scheint wei

terhin eine Mentalität bei
Besserverdienen
den vorzuherrschen, die von der
grundgesetzlichen Maxime, laut der Eigentum verpflichtet (etwa zur Verhinderung
sozialer Desintegration), wenig wissen will und der sozialen Spaltung so
Vorschub leistet. Zu den Kennzeichen des entsicherten Jahrzehnts gehören auch
die Krisenstadien wie Finanz-, Wirtschafts-, Fiskal- und jetzt
Schuldenkrise und ihre
Wahrnehmungen und Verarbeitungen durch die Menschen.

• In der politischen Sphäre gibt es mit der

Wahrnehmung einer
Demokratieentleerung,
also von Vertrauensverlusten und einem
Ge
fühl
der Machtlosigkeit, ernste Warnsignale, da die Anfälligkeit für
rechtspopulistische Mobilisierungen auffällig ist.

• In der sozialen Sphäre haben die Ökonomisierung des Sozialen
und die Statusun

sicherheit mit den
verschiedenen Desintegrationsängsten und -erfahrungen eine
Kernrelevanz für die steigenden Abwertungen der als „nutzlos" und
„ineffizient" deklarierten Gruppen, also von Hartz-IV-Empfängern und
Langzeitarbeitslosen.

• In der religiösen Sphäre ist das friedliche und vom Ideal der
Gleichwertigkeit ge

prägte Zusammenleben der
Menschen un
terschiedlichen Glaubens latent gefährdet. Immer
weniger „urdeutsche" Menschen wollen in Gebieten mit vielen Muslimen
le
ben.
Auch die verschiedenen Varianten des
Antisemitismus geben
Grund zur Sorge, wie beispielweise der israelbezogene Anti
semitismus.

• In der Sphäre der Lebensstile bleibt auch die Abwertung von Homosexuellen
oder Obdachlosen auf der gesellschaftlichen Ta

gesordnung.

 

[Aus Politik
und Zeitgeschichte - 18 / 19 - 2012 - Seite 25]

 




Wir #drangsalieren die Hartz IV Empfänger und #niemand #regt #sich #auf [via Nachdenkseiten]

 

… und niemand regt
sich auf

 
[via Nachdenkseiten]
 
 

Das war der Refrain in der Sendung
„Neues aus der Anstalt“ vom 25. Juni. Was Pelzig und Priol dort notierten und beklagten, begleitet uns schon
seit einiger Zeit und wird immer mehr zum Markenzeichen einer sterbenden
Demokratie. Wir werden überwacht, unsere so genannten Freunde spionieren uns
aus, sie betreiben sogar Wirtschaftsspionage und unser Spitzenpersonal
schwadroniert weiter von Freiheit und Sicherheit; wir sind mitten in einer neuen
Weltwirtschaftskrise, das so genannte
Sparen tötet, die Lage wird
geschönt, die Opfer drangsaliert, in Bayern wird ein Mensch zu Unrecht jahrelang
weggesperrt.

Ein Skandal nach dem anderen. – Und dann
zeigen Umfragen an, dass dies den Hauptverantwortlichen nicht schadet;
Sanktionen bleiben aus, statt Empörung Zustimmung; das Ansehen der
Mitverursacher des Unheils steigt sogar. Auch bei der kommenden Bundestagswahl
werden wir vermutlich ohne wirkliche politische Alternative
zu Frau Merkel
und ihren politischen Freunden dastehen
. – Das ist ein deutliches Zeichen dafür, dass sich niemand, jedenfalls
nicht ausreichend viele aufregen.

Was sind vermutlich die Gründe dieses
Siechtums demokratischen Lebens?

Albrecht Müller.

Diesen Einführungstext schrieb ich vor einigen Tagen.
Inzwischen hat sich wenigstens einer richtig aufgeregt und auch den Nagel auf
den Kopf getroffen: Jakob Augstein in seiner Kolumne
bei Spiegel Online
In Sachen NSA-Spionage lasse Merkel die Deutschen im
Stich; sie habe ihren Amtseid gebrochen, mit dem sie geschworen hat, Schaden vom
deutschen Volk abzuwenden. Sie habe zunächst wochenlang zum größten
Spionageskandal der Geschichte geschwiegen und dann auch nichts Kritisches zum
Vorgehen der USA und ihrer Geheimdienste gesagt. Damit lasse Merkel zu, dass
unsere Rechte massenhaft verletzt werden und uns geschadet wird.

Wir werden sehen, ob dieser Aufschrei und die Kritik einiger anderer
Kolleginnen und Kollegen in Publizistik und Politik das Ansehen von
Bundeskanzlerin und Bundesregierung wenigstens ein bisschen beeinträchtigt. Ich
fürchte, auch diese fundamentale Kritik wird verhallen. Deshalb der folgende
Versuch zu erläutern, warum die Sanktionen gegen die vielen Skandale und das
vielfältige Versagen ausbleiben.

Zunächst noch ein paar Schlaglichter auf die Skandale und das
Versagen:

Die NachDenkSeiten berichten ständig über die Zumutungen, denen wir
ausgesetzt sind. Sie brauchen eigentlich nur von Beitrag zu Beitrag und von
Hinweis zu Hinweis zurück zu scrollen, um eine ziemlich umfassende Übersicht zu
bekommen. Ich beschränke mich deshalb hier auf ein paar aktuelle Hinweise:

  • Wir stecken in einer zweiten Weltwirtschaftskrise, bei uns noch nicht so
    schlimm wie in anderen Ländern, aber schlimmer als öffentlich bekundet
  • Dass die so genannte Austeritätspolitik weder Sparerfolge noch die
    wirtschaftliche Erholung und mehr Beschäftigung zeitigt, liegt offen zu Tage
    und dennoch drängen die Verantwortlichen auf die Fortsetzung dieser falschen
    Politik mit Sparversuchen und den so genannten Strukturreformen.
  • Wir zwingen andere Völker zum Ausverkauf ihres Volksvermögens –
    rücksichtslos und unsolidarisch.
  • Wir werben ihre gut ausgebildete Jugend ab, die politisch Verantwortlichen
    bekunden offen ihre Genugtuung über die Schnäppchen
  • Wir drangsalieren die Hartz IV Empfänger. Siehe z.B. hier. http://www.nachdenkseiten.de/?p=17638
  • Der Rentenbeitrag soll abgesenkt werden, obwohl die Altersarmut steigt und
    inzwischen klar ist: die Gesetzliche Rente ist die einzige seriöse
    Altersvorsorge und es ist sinnvoll und dringend notwendig, sie wieder
    leistungsfähiger zu machen.
  • Kliniken werden privatisiert, obwohl klar geworden ist: die Jagd nach
    Renditen schadet den Patienten. Siehe hier.
  • Gustl Mollaths Leiden – alleine schon ein Skandal, der zu bundesweiter
    nachhaltiger Empörung führen müsste.
  • Stuttgart 21 wird weiter gebaut, obwohl selbst der Betreiber, die Deutsche
    Bahn AG, das Projekt für unrentabel hält
  • Überall wird gespart, aber für das Wahnsinnsprojekt „Stadtschloss Berlin“
    ist Geld da.
  • Kriege, militärische Interventionen, Waffenlieferungen werden als
    unabdingbar dargestellt und vollzogen. Sie dienen oft nur der innenpolitischen
    Stabilisierung der handelnden Politiker.
  • Die Bundeswehr wirbt bei jungen Leuten mit dem militärischen Einsatz „zur
    Sicherung der Seewege“ – ein klein erscheinender Skandal, der helle Empörung
    verlangen würde.

Diese Liste könnte leider leicht um einiges verlängert werden.

Warum bleiben die Sanktionen gegen die politisch Verantwortlichen von
der Union aus? Es sind mehrere Gründe:

  1. Die Opposition ist über weite Strecken ausgefallen: Sie
    macht mit Ausnahme der Linkspartei die Reform- und die so genannte Sparpolitik
    mit, sie hat keine eindeutige Position zur Fortsetzung der Militär-Politik und
    auch ihre Reaktion auf die gigantischen Überwachungsmaßnahmen der USA und
    Großbritanniens war zunächst zögerlich und gespalten. Die grundsätzliche
    Debatte über die ideologische und gesellschaftspolitische Linie wird von SPD
    und Grünen nicht geführt. Lafontaines Formulierung, wir hätten es in weiten
    Bereichen der Politik mit einer Einheitspartei mit vier Flügeln zu tun, trifft
    den Kern.
  2. Der Ausfall der Medien als kontrollierender Instanz. Es
    gibt immer wieder erfreuliche Medienereignisse wie der Kommentar von Jakob
    Augstein oder der Artikel in der Süddeutschen Zeitung vom 6. Juli „Wenn sparen
    tötet“. Aber die große Mehrheit der Medien einschließlich der
    öffentlich-rechtlichen Sender hat ihre Pluralität eingebüßt. Die wenigen
    kritischen Berichte und Kommentare dienen de facto eher der Erhöhung der
    Glaubwürdigkeit des massenhaften Restes an Beschönigung und Lobhudelei für die
    amtierende Kanzlerin. Die Union hat bei den öffentlich-rechtlichen Sendern
    einen nahezu kompletten schwarzen Putz gemacht. Die Mehrheit der Talkshows,
    Heute und das Heute Journal, Tagesschau und Tagesthemen und viele andere
    Formate sind nahezu komplett in den Händen der gängigen Mehrheitsideologie und
    ihrer Vertreterin in Berlin. Ergänzend: Arbeitgeber und ihre so genannten
    Institute wie das IW mit seinem Direktor Hüther kommen ständig zur Sprache,
    Gewerkschaften und die Arbeitnehmer selten. Auch das prägt.

    Merkel und ihre Leute haben verinnerlicht, wie wichtig die Herrschaft über
    die Meinungsmache ist und sie handeln darnach.

  3. Die Union und die Wirtschaft haben wichtige Einrichtungen
    besetzt.
    Die Bundesanstalt für Arbeit war in ihrer Führung meist
    paritätisch besetzt und stark von den Arbeitnehmerorganisationen geprägt – bis
    zur Umwandlung in eine Arbeitsagentur. Jetzt prägt so genannter
    unternehmerische Geist die dortige Arbeit und die Sprache: Arbeitsagentur,
    Jobcenter usw. Die ökonomische Wissenschaft ist mit wenigen Ausnahmen
    gleichgeschaltet. Bei der Bundesbank gab es schon immer eine konservative
    Vorherrschaft. Sie ist gefestigt und auf die EZB übertragen worden. Usw.
  4. Der Ausfall des kritischen Bürgertums. Intellektuelle muss man mit
    der Lupe suchen.
    Die Wissenschaft ist über weite Strecken, jedenfalls
    im gesellschaftspolitischen und wirtschaftspolitischen Bereich, von Interessen
    beeinflusst. Auch solche Bürgerinnen und Bürger, die sich für intelligent und
    gebildet halten, fallen auf die üblichen Kampagnen der Lobby und der dienenden
    Medien herein. Ein kleines Beispiel: Am 1. Juli erschien eine Pressemitteilung
    des Wissenschaftszentrums Berlin mit der Überschrift „Elite:
    Demographischer Wandel ist die größte Herausforderung
    “. Darin wird
    berichtet, 60 % der Spitzenführungskräfte in Deutschland hielten den
    demographischen Wandel für die dringlichste gesellschaftliche Herausforderung.
    Diese Fehleinschätzung zeigt, dass auch die Meinung der gut ausgebildeten
    Spitzenkräfte oft nur der Abklatsch der gemachten herrschenden Meinung ist.
    Auf den NachDenkSeiten haben wir immer wieder belegt, dass der demographische
    Wandel kein echtes Problem darstellt, jedenfalls ohne große Schwierigkeiten zu
    bewältigen ist.
  5. Mit dem Wissen wächst der Zweifel. Ohne Wissen wird das kritische
    Bürgertum unkritisch.
    Der zuvor beschriebene Niedergang der
    intellektuellen, kritischen Fähigkeit der gut ausgebildeten Menschen hat nach
    meiner Einschätzung auch etwas damit zu tun, dass die inhaltliche und
    programmatische Diskussion zu gesellschaftlichen und politischen Fragen enorm
    gelitten hat. Das fängt bei den Parteien an. Wo gibt es denn in den
    Ortsvereinen der SPD oder der Grünen noch wirklich fundierte inhaltliche
    Debatten? Wir sind weit hinter den Zeiten der Friedensbewegung zurück.
    Fundierte Steuerreform-Diskussionen finden fast nirgendwo statt. Historische
    Kenntnisse so zum Beispiel über die letzte Weltwirtschaftskrise werden wohl
    nicht mehr vermittelt. Andernfalls würden doch halbwegs historisch gebildete
    Menschen sich den Wahnsinn nicht gefallen lassen, mit der gleichen
    Brüning’schen Politik wiederum an den Abgrund geführt zu werden.
  6. Der Werteverlust, insbesondere Erosion von Solidarität und
    Empathie.
    Die deutsche Politik und die deutsche Öffentlichkeit haben
    einmal den Griechen und den Portugiesen und den Spaniern dabei geholfen, ihre
    Diktatoren loszuwerden. Heute freuen wir uns darüber, wenn diese Völker ihre
    gut ausgebildeten jungen Leute an uns „loswerden“. Der dabei erkennbare
    Egoismus, der von Offiziellen in Deutschland offen ausgelebt wird, ist der
    Beleg für einen beachtlichen Wertewandel. Nicht Mitgefühl ist hoffähig,
    übelster Egoismus hat Hochkonjunktur. Stellen Sie sich vor, der amtierende
    Bundeskanzler würde wie am 12. Oktober 1972 den heißen Teil des Wahlkampfes
    mit der Werbung für mehr „Compassion“, für mehr Mitleiden und Anteilnahme,
    eröffnen. Man würde ihn in die Klapsmühle schicken. Damals war er erfolgreich,
    weil die Mehrheit etwas von Solidarität hielt. Jetzt liegen 30-40 Jahre
    Propaganda für die große Bedeutung des wirtschaftlichen Wohlergehens und des
    Egoismus hinter uns. Jeder ist seines Glückes Schmied!
  7. Die wirtschaftlichen Sorgen. Die Distanz zur Solidarität
    und zu solidarischem Handeln kommt nicht von ungefähr. Die seit über 30 Jahren
    grassierende Arbeitslosigkeit entmutigt die Mehrheit der Menschen. Man kann es
    ihnen wirklich nicht übel nehmen, dass auch für sie gilt: Erst das Fressen
    dann die Moral. – Insofern muss man heute feststellen, dass der Aufbau einer
    Reservearmee von Arbeitslosen nicht nur die Löhne gedrückt und die Profite
    nach oben hat schnellen lassen, sondern auch die Bereitschaft zu solidarischem
    und zu ökologisch vernünftigem Handeln hat schrumpfen lassen.

Das waren einige Ursachen für das Ausbleiben von Sanktionen auf Skandale und
Versagen. Vermutlich gibt es ein paar mehr.

Was bleibt angesichts dessen zu tun – ist die berechtigte Anschlussfrage.




Die #Bruchlinie teilt die Menschen in "Leistungserbringer_innen" und in "Minderleister_innen".

 

 
Untersuchungsbericht
vorgelegt: Bürgerarbeit – Teil der großen Umverteilung?

 
[via
harald-thome.de]


Wolfgang Richter und Irina
Vellay zeigen auf der Basis ihrer empirischen Untersuchung der Bürgerarbeit in
der Stadt Dortmund: “Das Feld der Programmbeschäftigung hat sich im Zuge der
Untersuchung als hoch umkämpfte strategische Schlüsselauseinandersetzung für die
Gestaltung der Arbeitswelt von morgen und der sozialen Verfasstheit der
Gesellschaft herauskristallisiert.
 
Die Bruchlinie teilt die Menschen in
„Leistungserbringer/innen“ und in „Minderleister/innen“.
 
Damit wird ein weiter Rahmen aufgemacht, um das Problem der
„Überflüssigkeit“ gesellschaftlich zu bearbeiten.
 
Die Anstrengung gilt einer Optimierung der Belegschaften als
aktivem Arbeitskräftepotenzial, in dem alle „Minderleister“ ausgemerzt sind.
 
Erwerbstätige Leistungserbringer/ innen werden erwerbstätigen
und arbeitslosen Minderleister/innen hierarchisch gegenübergestellt“.
 
 


16. Ein reicher Staat, in dem über 2,5 Millionen Kinder in Armut leben müssen, ist kein gerechter Staat!

 
 

 

 
Unsere 95
Thesen
 
 
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16. Ein reicher Staat,
 in dem über 2,5 Millionen
Kinder in Armut leben müssen,
ist kein gerechter
Staat!

Unsere 95 Thesen

 
[via Junge Welt]
 

Es sind nicht mehr d. Unternehmer, #stattdessen #beuten #angeblich d. #Armen #Mittelschicht #aus.

 
 

 
 

Es sind nicht mehr die Unternehmer,
die ihre Angestellten ausbeuten – stattdessen beuten angeblich die Armen die
Mittelschicht aus“ (S.158).

 

 

Ulrike Herrmann: Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der
Mittelschicht.
Westend Verlag, Fankfurt/Main, 2010. 223 Seiten. 16.95 Euro




-->> Es wird gern über Fachkräftemangel geklagt. Wer ihn sucht, stellt allerdings fest: #Es #gibt #ihn #gar #nicht

 
 
 

Die Fata Morgana

In Unternehmen und Verbänden wird gern über den
Fachkräftemangel geklagt.

Wer ihn sucht, stellt allerdings fest: Es gibt
ihn gar nicht.

[via brand
eins]

http://www.brandeins.de/archiv/magazin/sinn/artikel/die-fata-morgana.html

- Stünde Axel Haitzer wirklich kurz vor
dem Abitur, wäre er frustriert. 250 Unternehmen hat er angeschrieben, und zwar
nur solche, die jedes Jahr mindestens drei junge Menschen ausbilden und das im
Netz und in Zeitungen inserieren. Er stehe kurz vor der Fachhochschulreife, hieß
es in seinem Schreiben. Nun frage er sich, wie es weitergehen solle. Ein
Studium? Kombiniert mit einer Ausbildung? Oder eine normale Lehre?

"Bitte geben Sie mir nähere
Informationen, welche Perspektiven mir Ihr Unternehmen bieten kann. Informieren
Sie mich bitte insbesondere, warum ich gerade bei Ihnen ins Berufsleben starten
sollte. Was zeichnet Ihr Unternehmen als Ausbildungsbetrieb besonders
aus?"

Immerhin sechs von zehn Unternehmen
antworteten, per Mail oder per Brief - in zwei Fällen allerdings nur mit dem
Vermerk, dass der Ansprechpartner aus der aktuellen Stellenanzeige "nicht mehr
im Unternehmen tätig" sei. Aber auch die wenigen, die sich zu einer
ausführlicheren Antwort aufrafften, hatten den Brief offenbar nicht gelesen.
Eine Firma dankte dem Absender für seine Bewerbung, obwohl er sich gar nicht
beworben hatte. Eine andere informierte ihn unnötigerweise darüber, dass die
Ausbildungsplätze vergeben seien. Gern verwies man auf die Web-Seiten und teilte
mit, individuelle Fragen aus Kapazitätsgründen nicht beantworten zu
können.

Nur wenige Personaler tappten nicht in
die Standardantwortfalle, dafür formulierten sie ihren Standpunkt recht
deutlich: Man gehe von der möglicherweise altmodischen Vorstellung aus, dass
sich die Bewerber beim Unternehmen zu bewerben hätten, formulierte einer spitz.
Und der Personalchef eines bekannten börsennotierten Unternehmens setzte seine
Unterschrift unter den Satz: "Für uns ist es schwierig zu sagen, warum Sie einer
unserer Auszubildenden werden sollten, die Entscheidung liegt bei
Ihnen."

Axel Haitzer steht nicht kurz vor der
Reifeprüfung. Die hat er bereits 1983 abgelegt. Er ist 52 und Berater. Er hilft
Unternehmen dabei, Fachkräfte zu finden und an sich zu binden. Gerade hat er das
Buch "Bewerbermagnet" veröffentlicht und mit der Testanfrage Personaler auf die
Probe gestellt. Mit seiner Agentur Quergeist ist er einer der Dienstleister, die
sich um eines der vermeintlich dringendsten Probleme der deutschen Wirtschaft
kümmern: den Fachkräftemangel.

Haitzer nennt ihn ein "modernes
Märchen". Und erzählt Anekdoten wie die von dem Unternehmen, das in seiner
Stellenanzeige immerhin eine Telefonnummer angibt. Wer sie wählt, wird von einer
Stimme vom Band begrüßt: "Wenn Sie eine Frage zu Ihrer Gehaltsabrechnung haben,
drücken Sie die 'Eins'. Wenn es um Reisespesen geht, drücken Sie bitte die
'Zwei'..." Wer lange genug durchhält, kann sich am Ende der Ansage immerhin für
ein persönliches Gespräch entscheiden.

Nach Haitzers eigenen Erhebungen aus den
ersten vier Monaten dieses Jahres war fast in jeder dritten Stellenanzeige in
der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" und in jeder zweiten in der "Süddeutschen
Zeitung" erst gar kein persönlicher Ansprechpartner für die Bewerber
genannt.

Wer sich so wenig Mühe gibt, den kann
der Mangel gar nicht so sehr bedrohen. "Es gibt wohl kaum einen Unternehmer, der
sich hinstellen würde und von einem Kundenmangel spräche", sagt Haitzer. Und
schon gar keiner käme auf die Idee, von Politikern, Industrie-, Handels- und
Handwerkskammern oder Berufsverbänden zu fordern: "Bringt uns Kunden!" Dabei
seien auch Fachkräfte genau wie Kunden eine knappe Ressource, und es sei Aufgabe
der Unternehmen, die Versorgung mit qualifizierten und motivierten Mitarbeitern
zu sichern.

Das klingt einleuchtend. Was aber ist
mit den vielen Studien, die die beständigen Klagen von Unternehmen und Verbänden
unterfüttern, das Wachstum werde von einem Mangel an qualifiziertem Personal
gebremst? Bei näherer Betrachtung stellt sich heraus, dass der Begriff
"Fachkraft" dort häufig schwammig definiert ist, dass der angebliche Mangel je
nach Branche, Region und untersuchtem Zeitraum sehr variiert. Und dass hinter
dramatischen Daten oft nicht einmal eine repräsentative Umfrage
steht.

"Meines Wissens gibt es keine einzige
empirisch fundierte Untersuchung, die belegt, wo wir aus welchen Gründen in
welchem Maß unter Fachkräftemangel leiden", sagt Joachim Sauer. Er ist Präsident
des Bundesverbands der Personalmanager (BPM) und im Hauptberuf
Personalgeschäftsführer und Arbeitsdirektor von Airbus. Studien, die die Zahl
der Tage erheben, die es dauert, um eine Stelle neu zu besetzen, kommentiert er
mit: "Da sollte man sich mal die Frage stellen, ob man möglicherweise
unzureichend rekrutiert - dieser Indikator überzeugt mich nicht."

Jedenfalls nicht, findet Sauer, solange
es mehr Arbeitslose gibt als offene Stellen und das Potenzial an nicht
erwerbstätigen Frauen - mehr als 600 000 Alleinerziehende leben von ALG II -
brachliegt. Und: "Selbst wenn es in einzelnen Regionen oder Branchen
Personalengpässe gibt, könnten die Unternehmer kreativ darauf
reagieren."

Auch Karl Brenke glaubt nicht an den
Fachkräftemangel. Der Ökonom und Soziologe arbeitet am Deutschen Institut für
Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin und provoziert ganz gern. Und so nahm er
die Aufregung sportlich, die entstand, als er Ende vergangenen Jahres einer
seiner Untersuchungen den Namen "Fata Morgana Fachkräftemangel" geben wollte -
sein damaliger Chef Klaus Zimmermann das aber verhinderte. Der warnte nämlich
selbst eindringlich vor dieser Schimäre.

Brenke erklärt in seinem kleinen,
vollgestopften Büro im repräsentativen DIW-Gebäude, wie schwierig es ist, dem
Fachkräftemangel wissenschaftlich zu Leibe zu rücken. Eine typische Studie, die
das Phänomen bei Ingenieuren belegen soll, funktioniert so: Die bei den
Arbeitsagenturen registrierten offenen Stellen werden mit sieben multipliziert,
weil Unternehmen längst nicht alle vakanten Positionen melden. Dem stellt man
die Zahl der Arbeitslosen gegenüber. Ergebnis: Es klafft eine eklatante Lücke
zwischen Angebot und Nachfrage.

"Doch der Arbeitsmarkt funktioniert
völlig anders", sagt Brenke. Volkswirtschaftlich betrachtet, gebe es eine
bestimmte veränderliche Zahl an Beschäftigten. Abhängig zum Beispiel vom
"Ersatzbedarf" - wenn Menschen in Rente oder Elternzeit gehen. Oder vom
"Expansionsbedarf" - wenn Unternehmen in einer Wachstumsphase zusätzliches
Personal brauchen. Dem steht das nicht ausgeschöpfte Potenzial gegenüber:
Arbeitslose, Berufsanfänger, die gerade ihre Ausbildung abgeschlossen haben.
Außerdem die stille Reserve: Frauen, die nach der Elternzeit wieder arbeiten
wollen, oder Menschen, die nicht in ihrem erlernten Beruf tätig
sind.

Merkwürdig: Viele reden über das
Problem. Aber kaum einer tut was dagegen

Daten für ein solch differenziertes Bild
sind nicht leicht zu ermitteln. Für Ingenieure - die Berufsgruppe, die beim
Thema Fachkräftemangel zuerst genannt wird - hat Brenke das getan. Und dabei
keinen Engpass feststellen können. Ein Indiz, das seine These stützt: Wenn ein
Gut knapp ist, steigt normalerweise sein Preis. Doch nominal sind die Gehälter
der Ingenieure in den vergangenen Jahren kaum gestiegen, berücksichtigt man die
Kaufkraft, sogar teilweise gesunken.

Den demografischen Wandel bezweifelt
Brenke nicht: Zwischen 2001 und 2009 ist die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter
um 1,6 Millionen Menschen geschrumpft. Doch gleichzeitig ist die Zahl der
Erwerbspersonen - also derjenigen, die einen Job haben oder einen suchen - um
etwa eine Million Menschen gestiegen. Wie kann das sein?

Die Erwerbsneigung der Frauen unter 55
hat sich deutlich verstärkt, und bei den über 55-Jährigen nimmt sie bei beiden
Geschlechtern zu. Schreibt man beide Entwicklungen fort, sinkt die Zahl der
Arbeitskräfte bis 2020 um eine Million, bis 2030 um vier Millionen Menschen.
"Damit kann eine Gesellschaft umgehen", sagt Brenke. "Das ist doch das Komische
an der Debatte, dass sie dem Kapitalismus immer unterstellt, er sei ein starres
System. Dabei kann er flexibel auf Knappheiten reagieren."

So könnte die übertriebene Angst vor dem
Mangel paradoxerweise dazu führen, dass er nie eintritt. Allerdings hat das
Lamento auch handfeste Gründe: Ein Personalverantwortlicher eines deutschen
Großkonzerns formuliert es sehr deutlich, auch wenn er dann doch lieber nicht
namentlich genannt werden will: "Es ist eine ideologische Debatte, die das
Arbeitgeberlager nutzt, um die Zuwanderungsdebatte in Gang zu halten und über
das Angebot an Arbeitskräften die Höhe der Löhne und Gehälter zu beeinflussen."
Joachim Sauer vom Bundesverband der Personalmanager drückt es so aus: "Wenn wir
einen Fachkräftemangel hätten - was ich bezweifle -, dann frage ich mich doch:
Was wird denn dagegen getan?"

Fakt ist: Die deutsche Wirtschaft war in
den vergangenen 20 Jahren verwöhnt, musste kaum über Personalmarketing,
Weiterbildung ihrer Belegschaften, lebenslanges Lernen und altersgerechte
Arbeitsplätze sowie flexible Arbeitszeitmodelle nachdenken. Es gab mehr als
genug Nachwuchs, die Bewerber kämpften um die besten Jobs. Nun müssen manche
Unternehmen um die besten Bewerber konkurrieren.

Das Cover des "Human Resources Manager",
das Fachmagazin des BPM, zierte im Sommer ein Schreiben mit dem Betreff: "Keine
Bewerbung als Konstruktionsingenieur". Ein imaginärer Peter M. Schmidt sagt
damit einem Unternehmen auf dessen Inserat hin ab. Seine Gründe: Laut
Bewertungsplattformen im Internet sei die Unternehmenskultur "ausbaufähig", die
Firma biete keine flexiblen Arbeitszeitmodelle, und außerdem vermisse er eine
Vertrautheit mit Social Media, dem Internet überhaupt. "Sollten Sie Ihre
Defizite in der Zukunft abstellen, können Sie mich gern
kontaktieren."

"Die Bewerberfluten der Vergangenheit
sind Geschichte - gerade was Talente in den nachgefragten technischen Bereichen
anbetrifft", sagt Sascha Armutat von der Deutschen Gesellschaft für
Personalführung e. V. (DGFP). Und in vielen Unternehmen sei man sich dieser
Tatsache auch bewusst. Denn die Firmen hätten großen Einfluss darauf, wie knapp
die Ressource Arbeit wirklich werde - indem sie Fachkräfte anwerbe, sie ausbilde
oder diejenigen reaktiviere, die bereits altersbedingt ausgeschieden seien oder
eine familienbedingte Auszeit genommen hätten. Auch sei es in manchen
Berufsgruppen denkbar, Arbeitskräfte zwischen Unternehmen, bei denen es boome,
und anderen, die gerade nicht so viel zu tun hätten, auszutauschen.

"Die Lösung liegt in einer
ganzheitlichen betrieblichen Strategie gegen den Fachkräftemangel, die die
Attraktivität des Arbeitgebers bei der neuen Generationen steigert, die
Potenziale bisher unbeachteter Bewerbermärkte nutzt und die Employability
älterer Arbeitnehmer im Fokus behält", sagt Armutat. Er glaubt, dass in den
Firmen ein Umdenken begonnen hat, auch "wenn viele Unternehmen konzeptionell
weiter sind als bei der Umsetzung". Die Personalerbranche, die gern mit
Anglizismen wie "Employer Branding", "War for Talents" und "High Potentials" um
sich wirft, hat auch dafür schon einen geprägt: "Talk Action Gap."

Bemerkenswert ist: Am meisten stöhnen
diejenigen Unternehmen über den Fachkräftemangel, die sich bislang am wenigsten
um ihre wichtigste Ressource gekümmert haben.

Rudolf Kast hat nie gejammert.
Anderthalb Jahrzehnte vorbildliche Personalarbeit bei der Schwarzwälder Sick AG
trugen dem Unternehmen etliche Preise und ihm selbst das Bundesverdienstkreuz
ein. Fast jeder fünfte Mitarbeiter der Firma ist inzwischen älter als 50, und
Kast achtete darauf, dass diese Altersgruppe stets so groß war wie die Gruppe
der 20- bis 30-Jährigen. Die Verpflichtung jedes Mitarbeiters zu lebenslangem
Lernen hat er im Firmenleitbild festgeschrieben.

In einer Berufsgruppe herrscht
tatsächlich fachlicher Mangel: bei den Personalern

Zeitwertkonten, Weiterbildung,
Unterstützung bei der Suche nach Kinderbetreuung - all das ist bei Sick
selbstverständlich. Kast findet all das, was er in Waldkirch etabliert hat,
nicht außergewöhnlich, sondern einfach nur vernünftig.

Mittlerweile hat er sich mit der
Personalmanufaktur selbstständig gemacht. Er malt ein differenziertes Bild der
Praxis. Er weiß, dass die Auszubildenden zunächst nicht Mangelware sein werden,
weil das acht- und neunjährigeAbitur gerade dazu führt, dass zwei Jahrgänge die
Schule abschließen. Außerdem fällt noch die Wehrpflicht weg: "Ich rate, auf
Vorrat einzustellen."

Doch bereits heute sei es nicht einfach,
bestimmte Spezialisten in bestimmte Regionen zu locken. Kast glaubt nicht, dass
die meisten Unternehmen kreativ genug in ihrer Personalarbeit sind. Bei den
Mittelständlern fehle es an Konzepten. Bei den großen Unternehmen gebe es die
zwar, aber die Prozesse dort seien zu bürokratisch und unbeweglich.

Fest steht für ihn: "Die Politik kann da
gar nicht viel machen, die Wirtschaft muss selbst aktiv werden." Und seine
Kollegen in den Betrieben nimmt er in Schutz: "Viele Personaler sind operativ zu
bis über beide Ohren. In der Krise wurde dann noch mal gespart, da hieß es:
Wofür brauchen wir so viele Leute im Personalbereich?"

Fachkräftemangel also in der
Personalabteilung?

Diese Beobachtung hat auch der
Testbriefschreiber Axel Haitzer gemacht: Die Mitarbeiter dort hätten "die
administrativen Themen sehr gut drauf. Und natürlich muss die Gehaltsabrechnung
oder die Meldung zur Krankenkasse stimmen. Aber das sind typischerweise Leute,
die nicht gern kommunizieren." -





--->>> Unsere 95 Thesen --->>> 61. Schwerter zu Pflugscharen!!!

 

 
Unsere 95
Thesen
 
 
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61. Schwerter zu
Pflugscharen!!!

Unsere 95 Thesen

 
[via Junge Welt]
 

3. Im #Kapitalismus geht alle #Macht von den #Privatbesitzern der Produk­tionsmittel und nicht vom Volke aus!

 

 

 
Unsere 95
Thesen
 
 
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3. Im Kapitalismus geht
alle Macht
von den Privatbesitzern
der Produk­tionsmittel
und nicht vom Volke
aus!


Unsere 95 Thesen

 
[via Junge Welt]
 

93. »Freiheit« im #Kapitalismus #besitzen #nur die #Besitzer des #Kapitals! [Unsere 95.Thesen]

 
 

 

 
Unsere 95
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93. »Freiheit« im Kapitalismus besitzen nur die Besitzer des
Kapitals!




Unsere 95 Thesen

 
[via Junge Welt]
 

--->>> #Geplanter #Verschleiß #als #organisierter #Betrug [via Nachde4nkseiten]

Geplanter Verschleiß als organisierter
Betrug

[via Nachdenkseiten]
 
 

Ob Drucker, Mobiltelefon oder Fernseher –
bereits kurz nach Ablauf der Garantie sind viele Geräte reif für den Müll. Eine
Reparatur lohnt sich nicht oder ist gar nicht erst möglich. Kalkuliert sorgen
die Hersteller dafür, dass ihre Produkte frühzeitig kaputtgehen, damit wir
Verbraucher mehr konsumieren.

Sinnlose Müllberge und ein enormer
Ressourcenverbrauch sind die Folge.
 

Jens Wernicke sprach mit Christian Kreiß,
der seit Langem zum Thema forscht und publiziert.

Herr Kreiß, das Thema „Geplante Obsoleszenz“
geistert immer wieder einmal durch die Medien, dennoch wissen wir viel zu wenig
hiervon. Sie sind Autor eines der wichtigsten
Bücher
zum Thema. Um was geht es bei dieser „Obsoleszenz“?

Es geht darum, dass Hersteller verdeckt die ökonomische Haltbarkeit von
Produkten verkürzen, so dass wir als Kunden vorzeitige Ersatzkäufe machen
müssen. Das ist ein sehr effektives Absatzinstrument und eine Spielart der
verdeckten Produktverschlechterung.

Wenn wir Kunden ein Produkt kaufen, erwerben wir im Normalfall die Nutzung
des Gutes für eine bestimmte Zeit. Gelingt es dem Hersteller, die Haltbarkeit
des Produktes zu verkürzen, ohne dass der Preis entsprechend gesenkt wird,
steigt der Preis pro Nutzung. So eine verdeckte Preiserhöhung hat für den
Hersteller den großen Vorteil, dass wir Kunden sie normalerweise nicht so leicht
erkennen, weil es oft Jahre dauert, bis man es merkt.

Verstehe ich recht: Die Verbraucher werden also … raffiniert
behumst?

Ja, betrogen, mittels eines ganz legalen Betrugssystems. Seit ungefähr 90
Jahren bekommen wir beispielsweise minderwertige Glühbirnchen, werden seit drei
Generationen also mit schlechter Qualität über den Tisch gezogen. Denn 1926
beschlossen alle namhaften Glühbirnenhersteller in einem internationalen Kartell
in Genf, die Lebensdauer der Glühbirnen ungefähr zu halbieren. Das hat über ein
internes Kontroll- uns Strafensystem auch perfekt funktioniert und funktioniert
auch heute noch. Die Vorgehensweise dazu kann man in den Akten nachlesen, das
ist ganz offen bewiesen. Und dieses System wird auf ganz vielen Gebieten bis
heute angewandt.

Früher hat man ganz anders darüber gesprochen. Zum Beispiel sagte ein
führender Manager des großen US-Autobauers General Motors in den 20er Jahren:
„Our big job is to hasten obsolescence“, unsere große Aufgabe ist die Verkürzung
der Lebensdauer. Und bei General Electric hieß es in den 30er Jahren zur
heimlichen Reduzierung der Produktlebensdauer etwa: „We are giving no publicity
whatever to the fact“. Na logisch, wer wirbt schon mit: „Neu, unser neuestes
Produkt hält jetzt kürzer!“ ?
Also die Strategie war ganz klar: Machen, aber
ja nicht darüber reden, das würde den Umsatz killen. Einer der führenden
US-Entwicklungsingenieure, Brooks Stevens, sagte schon 1958: „Our whole economy
is based on planned obsolescence“. Das Betrugssystem ist also alt, etabliert und
funktioniert bis heute einwandfrei.

Und wie müssen wir uns das genau vorstellen? Können Sie bitte
beschreiben, wie derlei organisiert wird?

Ganz einfach. Angenommen im Markt für elektrische Rasierapparate gibt es zwei
große Anbieter. Anbieter A hat die Idee, bei einer neuen Modellreihe billigeres
Material zu verwenden, zum Beispiel Plastik statt Stahl. Das bringt ihm zwei
Vorteile: 1. Kosteneinsparungen durch die billigeren Materialien: Dadurch gehen
die Gewinne hoch. 2. Die Lebensdauer verkürzt sich um vielleicht ein Zehntel,
also vielleicht um ein Jahr – das merkt kein Mann: oder wissen Sie noch, wann
Sie Ihren Rasierer gekauft haben? – und wir Männer müssen uns früher einen
Ersatzrasierer anschaffen. Dadurch geht der Umsatz hoch und die Gewinne steigen
nochmal.

Ein Zahlenbeispiel dazu: Angenommen, ein elektrischer Rasierer kostet 100
Euro und hat eine Laufzeit von 2.000 Rasuren, dann kostet einmal rasieren 5
Cent. Wird die Laufzeit um 20 Prozent auf 1.600 Rasuren reduziert, dann steigt
der Preis für einmal rasieren um satte 25 Prozent auf 6,25 Cent. Bei
gleichbleibenden oder gar sinkenden Herstellkosten bedeutet das einen riesigen
Anstieg der Gewinne. Das ist ein gigantischer Anreiz für Hersteller.

Konkurrent B sieht den Erfolg von Anbieter A und macht dasselbe. So wird das
Spiel und werden dessen Regeln zum Normalfall und jeder konkurriert mit jedem um
das beste Mitspiel-Ergebnis. Für uns bedeutet das, dass über viele Jahre hin die
Lebensdauer der Produkte ständig leicht abnimmt, sodass sie sich zum Beispiel
über einen Zeitraum von 20 Jahren halbiert.

Ja, aber auf sowas Primitives fallen die Kunden doch nicht herein –
die wandern doch sofort ab zur Konkurrenz!

Es funktioniert natürlich nur, wenn wir Kunden es nicht merken, genauer: wenn
wir nicht gescheit vergleichen können.

Stellen wir uns mal vor, wir wollen einen Staubsauger in einem großen
Elektromarkt einkaufen. Wir schauen sie uns an und fragen uns, ob auf den
Staubsaugern draufsteht:

  1. Wie lange halte ich?
  2. Kann man mich reparieren (bin ich verklebt oder verschraubt)?
  3. Gibt es für mich nach 3 Jahren noch Ersatzteile?
  4. Was kosten meine Ersatzteile?
  5. Was kostet meine Reparatur in 3 Jahren?

Das müssten wir nämlich alles wissen, damit wir herausbekommen, was
eigentlich eine Stunde staubsaugen tatsächlich kosten wird – wie hoch also die
so genannten Total Costs of Ownership sind. Und nur wenn wir den Preis
pro Nutzung wissen, können wir uns überhaupt vernünftig entscheiden und ggf. zur
Konkurrenz abwandern. Wir wissen es aber nicht – und vom Konkurrenten wissen wir
es genauso wenig. Der schreibt es ja auch nicht drauf. Und wo das Wasser so
trübe ist, funktioniert die Strategie der verdeckten Preiserhöhung durch
verdeckte Produktverkürzung eben wunderbar; weil wir Kunden ja sozusagen wehrlos
dagegen sind.

Können Sie denn belegen, dass das irgendwer macht? Ein Beispiel, ein
nachweisbares, wäre gut…

Na, nichts leichter als das. Schrauben Sie mal einen Laserdrucker auf und
sehen sich den Toner bzw. den eingebauten Chip an. Der signalisiert zum Beispiel
nach 2.500 Druckseiten „Toner leer“ und druckt daher nicht weiter. Stimmt aber
gar nicht. Der Toner hat dann oft noch Saft für weitere 2.500 oder 5.000 Seiten.
Man braucht nur den Chip neu zu programmieren, schon findet ein kleines
Druckwunder statt. Zufall?

Oder versuchen Sie mal den Akku aus einer elektrischen Zahnbürste oder so
manchem anderen Elektrogerät auszubauen, wenn er seinen Geist aufgegeben hat.
Gerät funktioniert noch tadellos, da der Akku aber in aller Regel nicht
austauschbar ist, liegt ein Totalschaden vor. Dummer Zufall? Zufällig wirken
alle diese Phänomene immer zugunsten der Gewinne der Hersteller und zulasten der
Geldbeutel der Verbraucher.

Eine kleine Anekdote hierzu auch noch: Auf einer wissenschaftlichen Tagung zu
geplanter Obsoleszenz, auf der ich anwesend war, wurde der Vertreter der
Stiftung Warentest gefragt, ob denn Stiftung Warentest diesen Vorwürfen mit den
Chips nachgehe und einfach einmal Drucker aufschraube und nachsehe. Die Antwort
war sinngemäß: Solchen unhaltbaren Gerüchten würde man aus Prinzip nicht
nachgehen. Man hat also nichts aufgeschraubt. Dabei sind diese sogenannten
Gerüchte hundertfach belegt, auch durch Reparatur-Profis. Merkwürdig. Und das
von sogenannten Verbraucherschützern…

Und um was für Produkte geht es dabei?

Hauptsächlich um Haushalts-Elektroprodukte wie Kühlschränke, Bügeleisen,
Glühbirnen oder Fernseher. Aber auch andere Produkte wie Kleidung, Möbel oder
Schuhe sind davon betroffen. Ein Beispiel: Wenn Sie ein Sofa kaufen: Wissen Sie,
wie viele Sitzstunden das hält? Oder bei einem Paar Schuhe? Oder beim Kauf einer
Hose? Und solange wir das nicht wissen, ist es für den Hersteller im
Zweifelsfall klüger, ein kürzer haltendes, billiger herzustellendes Produkt
anzubieten. Der Hersteller darf natürlich nicht so dumm oder dreist sein, dass
er sich durch Kurzlebigkeit von der Konkurrenz abhebt. Dann wird er durch
Kundenabwanderung bestraft. Aber solange er diesen Fehler nicht macht, ist es
eine lohnende Strategie.

Geben Sie doch bitte noch ein wenig „Butter zu die Fische“… Hat man
Hersteller schon bei derlei „ertappt“? Was ist in Summe bekannt und nachweisbar?
Gibt es Beispiele von verschiedenen Geräten, bei denen die Problematik besonders
deutlich wird?

Das Problem ist: Die Absicht kann man dem Hersteller nie nachweisen,
nur die Ergebnisse ihres Tuns. Und sie behaupten natürlich stets, wenn es einmal
zum Thema kommt, dass alles eben keine Absicht sei; das müssen sie
auch, denn sonst würden sie verknackt.

Zusätzlich zu den Glühbirnen und Druckern mit den eingebauten Chips, zu nicht
auswechselbaren Akkus und horrend teuren oder sogar verunmöglichten Reparaturen
gibt es als Beispiel vor allem noch die geplante und gemachte „Inkompatibilität“
unter Produkten, wie sie etwa Wolfgang Heckl, der Chef des Deutschen Museums,
humorvoll in seinem Buch „Die Kultur der Reparatur“ skizziert. Geplante
Inkompatibilität heißt, dass nachfolgende Produktgenerationen nicht mit den
vorherigen zusammenpassen, dass zum Beispiel die Bauteile der neuen Produkte
nicht zum Reparieren der alten verwendet werden können – mit Absicht laut
Heckel.

Und erwähnenswert in diesem Kontext ist auch noch die Resolution der 140
deutschen Repair-Cafés vom 11. Oktober 2014 in München, in der es heißt:
„Geplanter Verschleiß ist kein Mythos. Bei  jeder Reparatur-Aktion
entdecken wir Schwachstellen an elektrischen und  elektronischen Geräten,
ebenso an Gehäusen, die nicht oder nur sehr schwer zu öffnen sind.“ Damit ist
gemeint, dass gewollt falsch dimensionierte beziehungsweise fehlplatzierte Eletrolytkondensatoren
für schätzungsweise zwei Drittel aller Bildschirmausfälle verantwortlich sind.
Eine Tatsache, die zigfach nachgewiesen worden ist.

Die Debatte zum Thema wird ja wirklich heiß geführt und Kritiken wie
der Ihren dabei ein Denken in „Verschwörungstheorien“ testiert – ein Stigma,
nachdem weiteres Argumentieren in aller Regel gar nicht mehr lohnt, da man
sozusagen als Spinner diskreditiert worden ist. So
bezeichnete etwa
Andreas Hirstein in der NZZ „geplante Obsoleszenz im Sinne einer gezielten
Produkte-Selbstzerstörung zur Ankurbelung des Konsums“ als moderne Legende. Er
argumentiert, dass Hersteller eine Abwägung zwischen Lebensdauer und Preis auf
der einen sowie Zahlungsbereitschaft der Kunden auf der anderen Seite treffen
müssten. Und auch eine Studie im Auftrag des Umweltbundesamtes kam zu dem
Schluss, dass derlei Probleme … nun ja, eigentlich nicht
wirklich vorhanden
seien.

Das stimmt leider. Marktgläubige Menschen wie Andreas Hirstein gehen dabei
implizit von transparenten Märkten aus, die es in Wirklichkeit jedoch kaum
jemals gibt. Eliminiert man diese Voraussetzung aber – was die Realität de facto
deutlich besser beschreibt -, bricht auch schon die ganze Argumentation in sich
zusammen – genau wie die des führenden wissenschaftlichen Referenzartikels zu
geplanter Obsoleszenz von Jeremy Bulow aus dem Jahre 1986: Eine völlig
weltfremde Theorie mit völlig falschen Ergebnissen, die jedoch ständig zitiert
wird und dazu führt, dass man geplanten Verschleiß als „Legende“ und also
Märchen abstempelt. Sehr praktisch für die Gewinnlage der Großkonzerne.

Zur Studie des Umweltbundesamtes nur soviel: Ich kann Ihnen gern einmal ein
paar Zitate aus der 104 Seiten umfassenden Studie vom Februar 2015 vorlesen, die
man eben auch ganz anders zu lesen vermag als dies üblicherweise geschieht: „Das
Durchschnittsalter ‚kaputter Geräte‘ beträgt in den Jahren 2012/113 12,5 Jahre,
in den Jahren 2004 und 2008 lag dies noch bei 13,9 bzw. 13,5 Jahren.“ Oder:
„Außerdem kann der Tabelle 8 entnommen werden, dass alle Haushaltsgroßgeräte (…)
in 2012/13 etwas früher aufgrund eines Defektes (…) getauscht werden mussten als
im Jahre 2004.“ Und noch eindeutiger: „Zwischen 2004 und 2012 stieg der Anteil
der Haushaltsgroßgeräte, die nach weniger als 5 Jahren aufgrund eines Defektes
ausgetauscht werden mussten, von 3,5 Prozent auf 8,3 Prozent der
Gesamtersatzkäufe“. Das zeigt doch deutlich, dass die Qualität von Neugeräten
deutlich gesunken ist: Statt 3,5 Prozent wie 2004 gehen acht Jahre später
bereits mehr als doppelt so viele in den ersten 5 Jahren kaputt. Qualitätsoase
Deutschland? Made in Germany? Ein Witz.

Wer genau gewinnt eigentlich durch geplante Obsoleszenz?

Durch gezielte, verdeckte Verkürzung der Produktlebenszeit steigen, wie oben
erwähnt, die Konzerngewinne und damit die Rendite auf das eingesetzte Kapital.
Nutznießer sind deshalb vor allem die Aktionäre der Großunternehmen. Das
Eigentum an Unternehmen ist sehr ungleich verteilt. So sind beispielsweise nur
10 Prozent der deutschen Bevölkerung im Besitz von Betriebsvermögen, nur etwa
11 Prozent der deutschen Haushalte besitzen Aktien. Dabei ist die
Eigentumskonzentration an der Spitze besonders stark. So kontrollieren in
Deutschland laut dem Historiker Wehler 7700 Haushalte, das sind 0,02 Prozent
aller deutschen Haushalte, über die Hälfte des deutschen Betriebsvermögens.
Ähnlich ungleiche Verteilungsverhältnisse finden sich in fast allen anderen
Ländern der Erde.

Die Vertriebsstrategie „Geplante Obsoleszenz“ könnte man daher als eine
Besteuerung aller Verbraucher zu Gunsten der kleinen Schicht der
Kapitaleigentümer von Großunternehmen ansehen, das erhebliche Kollateralschäden
für die Umwelt bewirkt. Ein absurdes, aber sehr stabiles System.

Und was tun wir als Verbraucher nun am besten? Was raten
Sie?

Nicht nur auf den Preis schauen, weniger „Geiz ist geil“-Mentalität, sich auf
Internet-Portalen und in Fachzeitschriften informieren. Aber gute Infos über die
tatsächlichen Nutzungskosten pro Einheit gibt es fast nirgends.

Und: Jeder von uns hat im Durchschnitt an die 10.000 Produkte zu Hause. Da
können wir uns fragen: Brauche ich die wirklich? Man könnte etwa sinnieren über
dem Satz: „Wo kann ich auf Unnötiges verzichten?“ Wenn man das lange Zeit über
macht, kann langsam eine neue Kultur im Umgang mit den uns anvertrauten Dingen
entstehen. Das wäre wunderbar.

Ich bedanke mich für das Gespräch.

 

Christian Kreiß, Jahrgang 1962, studierte
Volkswirtschaftslehre und promovierte in München über die Große Depression 1929
bis 1932. Nach neun Jahren Berufstätigkeit als Bankier in verschiedenen
Geschäftsbanken, davon sieben Jahre als Investment Banker, unterrichtet er seit
2002 als Professor an der Hochschule Aalen Finanzierung und Wirtschaftspolitik.
Er ist Autor dreier Bücher und zahlreicher Veröffentlichungen.

 

Weiterlesen:

Psychische Tätigkeit und objektive Realität --->>> Das Problem der Erkenntnis

 
 

Sein und Bewusstsein [Teil
12]
 
von Sergej L. Rubinstein,
bereitgestellt von Reinhold Schramm
 
[via
scharf-links.de]
 
 
 

Psychische Tätigkeit und objektive Realität

Das Problem der Erkenntnis

4. Der Erkenntnisprozess.

Die Wahrnehmung als sinnliche Erkenntnis der
äußeren Welt

Der wechselseitige Zusammenhang der Daten des Gesichts- und
des Tastsinns beruht darauf, dass die Gesichts- und die Tastempfindungen
wenigstens teilweise ein und dieselben Eigenschaften (Form, Größe usw.)
des Gegenstandes in verschiedenen Modalitäten widerspiegeln. Sehen und Tasten
sind also keine isolierten Sphären (Modalitäten) der Sinnlichkeit: sie haben
ihre gemeinsame Grundlage in den Eigenschaften des Gegenstandes, den sie
widerspiegeln. Das System der zwischen den Analysatoren bestehenden Verbindungen
hängt primär von den Gegenständen ab, die widergespiegelt werden. Dagegen hängt
die Widerspiegelung des Gegenstandes sekundär vom System der Verbindungen ab,
die sich auf Grund der vorausgegangenen Erfahrungen gebildet haben. Deshalb kann
man die Tätigkeit der Analysatoren nur dann richtig verstehen, wenn man von der
Notwendigkeit ausgeht, die sie gesetzmäßig hervorgebracht hat, nämlich von der
Notwendigkeit, die Welt wiederzuspiegeln, um in ihr leben und handeln zu können.
Nur dann wird auch die biologische Rolle und die erkenntnistheoretische
Bedeutung der Analysatoren verständlich.

Die neurodynamische Grundlage für das Abbild des Gegenstandes
ist ein System kortikaler Verbindungen, in dem die verschiedenen Analysatoren
miteinander verknüpft sind. Das optische Bild eines Dinges enthält auch
Tastqualitäten, weil dem Wahrnehmen zentrale kortikale Verbindungen zugrunde
liegen, die nicht innerhalb eines Analysators, sondern auch zwischen den
verschiedenen Analysatoren entstehen. Grundlage der optischen Wahrnehmung ist
nicht das Netzhautbild an und für sich; dieses ist lediglich der Ausgangspunkt
für die Entstehung einer optischen Wahrnehmung. Die „retinale“, das heißt
peripherische Psychologie des Sehens sowie aller anderen Sinnestätigkeiten ist
zusammengebrochen [89].

Zum System der kortikalen Verbindungen, welche die
neurodynamische Grundlage für das sinnliche Bild des Gegenstandes sind, gehören
nicht nur die vorhandenen Erregungen, sondern auch Erregungsspuren – das
Resultat früherer Erfahrung. Schon A. A. Uchtomski schrieb: „Bei der optischen
Rezeption der Gegenstände lässt sich der Mensch keineswegs nur von der optischen
Struktur leiten, die in jedem Auge entsteht, sondern vor allem von der
Projektion des Netzhautbildes auf die Großhirnrinde und von den Verbindungen,
die bei dessen Formung in das kortikale Bild eingehen, und zwar von der
gleichzeitigen Rezeption des Gehörs, des vestibularen, taktilen und
propriorezeptiven Apparates. Das fertige optische Bild ist die Frucht
vielfältiger praktischer Korrelation und Kontrolle
[90].“ Da die optische
Wahrnehmung eines Gegenstandes nicht einfach eine subjektive Modifikation des
Sehens, der optischen Sensibilität, sondern eine Wahrnehmung des Gegenstandes
ist, nimmt sie gesetzmäßig nicht nur das in sich auf und schließt es zu einem
einheitlichen Gebilde zusammen, was speziell und ausschließlich das Sehen als
Form der Sensibilität kennzeichnet, sondern den wahrnehmenden
Gegenstand. Das optische Abbild eines Gegenstandes ist nicht das
Ergebnis der Tätigkeit des optischen Rezeptors allein, sondern auch das der
menschlichen Erfahrung und Praxis.

Für die wirklichkeitsadäquate Wahrnehmung spielt die
sogenannte Wahrnehmungskonstanz eine wesentliche Rolle. Die Größen-,
Formkonstanz usw. besteht darin, dass wir die tatsächliche Größe, Form usw. des
Gegenstandes, seiner wirklichen Größe, Form usw. entsprechend, als beständig
wahrnehmen, und zwar in bestimmten Grenzen unabhängig von den Veränderungen der
Wahrnehmungsbedingungen (Entfernung, Gesichtswinkel), obwohl sich das
Netzhautbild dabei verändert. Diese Formulierung zeigt, weshalb die
Tatsache der Konstanz zu einem Problem wird. Die
Wahrnehmungskonstanz wird zu einem Problem, das eigentlich unlösbar ist, wenn
wir das Abbild des Gegenstandes unmittelbar auf das periphere
(Netzhaut-)Bild
beziehen. Wenn sich die Entfernung der Gegenstände vom Auge
und der Gesichtswinkel, unter dem sie betrachtet werden, verändern, so verändert
sich auch die Projektion des Gegenstandes auf der Netzhaut. Deshalb kann die
peripherische Theorie nicht erklären, wie eine beständige (konstante)
Wahrnehmung der wirklichen Größe und Form des Gegenstandes zustande kommt.

Das Konstanzproblem kann nur gelöst werden, wenn man die
Konzeption der „Analysatoren“ zugrunde legt, nach welcher der periphere
Rezeptor, die Leitungsbahnen und das entsprechende zentrale Feld als einheitlich
funktionierendes Ganzes aufgefasst werden. [91].

Die alte Auffassung versuchte, dieses Problem mit Hilfe einer
merkwürdigen Zweifaktorentheorie zu lösen, nach der die Empfindung (als Ergebnis
peripherer rezeptorischer Tätigkeit) „akonstant“ ist: Sie verändert sich mit
jeder Veränderung der Netzhautprojektion und entspricht nicht der wirklichen
Größe und Form des wahrgenommenen Gegenstandes. Dieses „akonstante“ Bild wird
dann durch zentrale Faktoren korrigiert, „transformiert“ u. ä., die nicht mehr
sensorischer, sondern bereits intellektueller Natur sind und sich mit den
peripheren vereinigen. Einem solchen, eigentlich „klassischen“ Standpunkt
begegnet man bereits bei Helmholtz. In diesen oder jenen Varianten ist er bis
heute erhalten geblieben. Er hängt organisch mit der dualistischen
Zweifaktentheorie der Wahrnehmung zusammen, nach der die Wahrnehmung das Produkt
zweier verschiedenartiger Faktoren ist, des peripheren und des zentralen, des
sensorischen und des intellektuellen. Mit der dualistischen Wahrnehmungstheorie
fällt auch ihre „Erklärung“ der Konstanz.

Entgegen den Versuchen, die Konstanz ausschließlich auf den
äußeren Eingriff intellektueller Faktoren zurückzuführen [92], ist zu sagen,
dass die Konstanz eine der Wirklichkeit entsprechende Wahrnehmung der räumlichen
und anderer (sensorischer) Eigenschaften des Gegenstandes ist und primär durch
die Organisation des sensorischen Prozesses der Wahrnehmung bedingt ist. Zum
besseren Verständnis dieser Tatsache ist zu bedenken, dass, wie wir bereits
bemerkt haben, das sinnliche Abbild des Gegenstandes als Ergebnis einer
komplizierten kortikalen Tätigkeit entsteht und das Produkt vielfältiger
Verbindungen mit den Rezeptoren anderer Apparate (des taktilen, des
propriorezeptiven u. a.), in welche die Netzhautprojektion einbezogen wird,
sowie der mannigfachen praktischen Korrelation und Kontrolle ist.

Die intellektuellen Faktoren (Wiedererkennen des Gegenstandes,
Kenntnis seiner Eigenschaften auf Grund früherer Erfahrung) begünstigen die
Wahrnehmungskonstanz, wie das insbesondere Beins Daten über das Verhältnis der
Wahrnehmung der Größe der Gegenstände bezeugen [93]. Aber erstens darf man die
Größen- und Formkonstanz sowie die anderer Eigenschaften der Gegenstände nicht
nur von diesen intellektuellen Faktoren her ableiten (isoliert betrachtet, sind
sie nicht imstande, die Erscheinung der Konstanz als Ganzes zu erklären), und
zweitens bedingen die intellektuellen Faktoren – Vorstellungen, Kenntnisse über
die Eigenschaften des wahrgenommenen Gegenstandes, die in der Praxis, in der
Erfahrung entstanden sind – die Wahrnehmungskonstanz nicht in der Weise, dass
sie die ursprünglich sinnlichen Daten von außen her „transformieren“, sondern
bedingen sie im Prinzip genauso, wie das die Daten der anderen Rezeptoren tun,
indem sie durch die kortikalen Verbindungen in den einheitlichen Prozess der
Gegenstandswahrnehmung einbezogen werden.

Der Komplex der optischen und taktilen Qualitäten bildet das
Skelett der Gegenstandswahrnehmung. Insbesondere durch das Tasten werden, wie
bereits gesagt, die Haupteigenschaften des Gegenstandes als eines materiellen
Dinges erkannt. Durch das aktive Tasten der sich bewegenden Hand werden außerdem
die Ergebnisse des optischen Wahrnehmens anderer, insbesondere der räumlichen
Eigenschaften der Dinge überprüft und kontrolliert. Im Zusammenhang damit zeigt
die Untersuchung, dass die beim Betasten eines Gegenstandes gewonnenen Daten in
das Bild des Gegenstandes eingehen, indem sie vorher visualisiert
werden, einen optischen Ausdruck erhalten. Die bildhafte Wahrnehmung des
Menschen ist vorwiegend optischer Natur. Das optische Bild des Dinges sammelt,
synthetisiert und organisiert gleichsam um sich herum die Angaben der übrigen
Sinnesorgane. Die grundlegenden Angaben, die das optische Bild in sich
aufnimmt, sind die Daten des Tastsinns.

Die Daten aller übrigen Rezeptoren gruppieren sich um dieses
Zentrum, sie vereinigen die Eigenschaften des auf diese Weise umrissenen Dinges
zu seinem Erscheinungsbild. So orientieren sich beispielsweise die
Gehörsempfindungen nach den optischen Daten des Gegenstandes als der Quelle, der
die Töne entstammen.

Eine solche Organisation der Wahrnehmung bildet sich während
der Ontogenese in dem Maße, wie beim Kinde die entsprechenden
bedingtreflektorischen Verbindungen entstehen. Ungefähr im zweiten Lebensmonat
kann man bereits beobachten, dass sich die Augen der Schallquelle zuwenden. Ein
Ton beginnt optisches Suchen nach diesem Gegenstand hervorzurufen.

Die Daten aller Arten von Sensibilität gruppieren sich um jene
„Modalität“, in welcher der Gegenstand der Wahrnehmung am
ausgeprägtesten in Erscheinung tritt. Zahlreiche Tatsachen beweisen dies. So
zeigen Beobachtungen über die Lokalisierung einer Rede in einem mit
Lautsprechern ausgestatteten Saal, dass der Ton, der, solange der Hörer den
Sprecher nicht sah, im nächstliegenden Lautsprecher lokalisiert wurde, in dem
Moment auf den Sprecher bezogen wird, in dem dieser im Gesichtsfeld des Hörers
auftaucht [94]. Die Bedeutung dieser Tatsache besteht nicht darin, dass die
akustische Wahrnehmung der optischen untergeordnet ist, sondern dass sich jede
Wahrnehmung, auch die akustische, nach dem Gegenstand orientiert, der in der
Sensibilität dieser oder jener Art (Gesicht, Gehör, Tastsinn u. a.) am
ausgeprägtesten in Erscheinung tritt.

Das Wesen der Sache liegt darin, dass nicht die akustische
Empfindung, sondern der Ton als eine im akustischen Abbild
widergespiegelte physikalische Erscheinung lokalisiert wird. Darum wird
ein Ton abhängig vom optisch wahrnehmbaren Ort des Gegenstandes lokalisiert, der
ihn hervorbringt [95]. In ähnlicher Weise wird ein optisch wahrgenommener
Gegenstand dort lokalisiert, wo er für das aktive Tasten, für die auf ihn
gerichtete Tätigkeit, erscheint. Lokalisiert wie wahrgenommen werden eigentlich
nicht die optischen Abbilder, sondern die optisch wahrgenommenen Gegenstände,
die materiellen Dinge, genauso wie die Wahrnehmung selbst keine Wahrnehmung der
Abbilder (Wahrnehmung der Wahrnehmung), sondern der Gegenstände, der materiellen
Dinge ist.

Das gleiche kann auf dem Gebiet des Tastsinns und des
kinästhetischen Sinns beobachtet werden. Wenn wir die Hand bewegen, beteiligen
sich die Muskeln der Schultern und des Oberarms an der Bewegung, aber uns werden
nicht die Signale von den Muskelverschiebungen bewusst, sondern die Gegenstände,
welche die Bewegungen bedingen. Wenn wir mit einem Werkzeug arbeiten, das wir in
der Hand halten, dann spüren wir die Besonderheiten des Materials, das wir mit
dem Werkzeug berühren. So empfinden wir beim Schreiben den Widerstand, den die
Oberfläche des Tisches dem Bleistiftdruck entgegensetzt; der Chirurg empfindet
den Widerstand der Organe, die er mit dem Skalpell berührt. Ebenso werden wir
uns beim Gehen nicht der Impulse bewusst, die von den Muskelkontraktionen
ausgehen, sondern der Beschaffenheit der Oberfläche, auf der wir gehen.« [Teil
12] {...}

Anmerkungen

89 S. L. Rubinstein, Die Lehre I. P. Pawlows und die Probleme
der Psychologie. S. 160; E. N. Sokolow, Der wechselseitige Zusammenhang der
Analysatoren bei der Widerspiegelung der Außenwelt. S. 207. Sammelband: Die
Lehre I. P. Pawlows und die philosophischen Fragen der Psychologie. Verlag Volk
und Gesundheit, Berlin 1955.

90 A. A. Uchtomski, Abriss der Physiologie des Nervensystems.
Gesammelte Werke. Leningrad 1954, Bd. IV, S. 175 (russ.).

91 Über die Wahrnehmung der tatsächlichen Größe und Tiefe vgl.
vor allem I. P. Pawlow, Naturwissenschaft und Gehirn, Sämtliche Werke,
Akademie-Verlag, Berlin 1953, Bd. III/1. Vgl. auch E. N. Sokolow, Probleme der
Wahrnehmungskonstanz im Lichte der Lehre I. P. Pawlows. „Sowjetskajy pedagogika“
(Sowjetpädagogik), 1953, Nr. 4, S. 67–77 (russ.).

92 Einen solchen Standpunkt nahm Wygctski ein, der ihn
ontogenetisch zu erhärten versuchte. Obwohl von einigen Autoren ein geringes
Anwachsen der Wahrnehmungskonstanz im Alter zwischen zwei und vier Jahren
beobachtet wird, spricht eine ganze Reihe von Untersuchungen dafür (Frank,
Beyrl, Klimpfinger, Brunswik), dass im allgemeinen die Größen-, Form- und
Farbkonstanz bereits im Alter von zwei Jahren vorhanden ist. Nach den gleichen
Untersuchungen sinkt sie im Alter von 16 bis 18 Jahren. Vgl. S. Klimpfinger, Die
Entwicklung der Gestaltkonstanz vom Kind zum Erwachsenen. (In der Reihe: E.
Brunswik, Untersuchungen über Wahrnehmungsgegenstände) „Archiv für die gesamte
Psychologie“, Heft 88, S. 3-4.

93 Siehe E. S. Bein, Zum Problem der Größenkonstanz. In:
„Untersuchungen zur Psychologie der Wahrnehmung“, Moskau/Leningrad 1948, S.
167-199 (russ.).

94 Vgl. die Beschreibung einer von uns protokollarisch
festgehaltenen Beobachtung in den „Grundlagen der allgemeinen Psychologie“ (Volk
und Wissen Volkseigener Verlag, Berlin 1961, S. 282/283), die in Untersuchungen
von Kulagin, der den bedingt-reflektorischen Mechanismus dieser Erscheinung
untersuchte, experimentell überprüft wurde.

95 Vgl. J. A. Kulagin, Experimentelle Untersuchungen zur
Richtungswahrnehmung eines tönenden Gegenstandes. „Woprossy psychologii“ (Fragen
der Psychologie), 1956, Nr. 6 (russ.).

Quelle: Sergej L. Rubinstein: Sein und Bewusstsein.
Die Stellung des Psychischen im allgemeinen Zusammenhang der Erscheinungen in
der materiellen Welt.
Psychische Tätigkeit und objektive Realität. Das
Problem der Erkenntnis. Der Erkenntnisprozess. Die Wahrnehmung als
sinnliche Erkenntnis der äußeren Welt.
Akademie-Verlag, Berlin 1977.

05.09.2015, Reinhold Schramm (Bereitstellung)




--->>> #Wir . #vegetieren lieber im kollektiven Merkeln dahin, während das Böse triumphiert.

 
 

„Krieg dem Kriege“ – der Triumph
des Bösen in Deutschland

 
Von
 
[via
Nachrichtenspiegel.de]
 
http://www.nachrichtenspiegel.de/2015/09/11/krieg-dem-kriege-der-triumph-des-boesen-in-deutschland/
 

Ja – das Böse, was ist das eigentlich? In unseren Zeiten ist das keine Frage:
der Hass gegen Ausländer, dass ist das absolut Böse, gegen den sich das deutsche
Volk nun wie ein Mann erhebt, falls es sich nicht gerade gegen die Ausländer
selbst erhebt. Krieg ist in der Luft, wer auch nur leiseste Kritik an der
Asylpolitik erhebt – ja, überhaupt nur reflektiert darüber reden möchte – ist
sofort ein Nazi und damit zum Abschuss freigegeben. Die alten echten Nazis hätte
das sehr erfreut, sie hatten eine gewisse eingeschränkte Vorstellung von
politischer Debattenkultur, der heute auch die Ex-Grüne Jutta Ditfurth und ihre
„Aluhut für Ken“-Brigaden (eine kleine Facebook-Hassseite für amateurhafte
Hobbydenunzianten) frönen: für den Beweis der Schuldhaftigkeit reicht es, wenn
der private Volksgerichtshof „Aluhut für Ken“ Anklage erhebt, das Recht auf
Verteidigung des Angeklagten erlischt, wer vom Kommitee für Volksgesundheit und
richtiger Meinung angeklagt wird, darf umgehend diffarmiert, beleidigt,
entwürdigt und mit Steinen und Flaschen beworfen werden. Was haben die
Ditfurth-Nazis getan? Sie haben für Frieden demonstriert, angesichts rasant
anwachsender Kriegsgefahr in Europa. Es gibt – scheinbar – wichtigeres als den
Frieden. Linientreue zum Beispiel, die von den Ex- und Pseudolinken um Frau
Ditfurth mit äußerster verbaler Gewalt eingefordert wird – im Kampf gegen „das
Böse“.

Die alten Nazis würden sich überhaupt in unserer Zeit wieder recht zuhause
fühlen, leben wir doch nahezu wieder in Zeiten des Ermächtigungsgesetzes (siehe
BpB):

Am späten Nachmittag unterschrieb Reichspräsident Hindenburg die
„Verordnung zum Schutz von Volk und Staat“ vom 28. Februar 1933, mit der
wesentliche Grundrechte der Verfassung wie Freiheit der Person, die
Unverletzbarkeit der Wohnung, das Post- und Telefongeheimnis, die Meinungs- und
Versammlungsfreiheit, das Vereinigungsrecht sowie die Gewährleistung des
Eigentums außer Kraft gesetzt wurden. Statt wie bisher mit lebenslangem
Zuchthaus konnten nun Hochverrat, Brandstiftung, Sprengstoffanschläge, Attentate
und selbst die Beschädigung von Eisenbahnanlagen mit dem Tod bestraft
werden.

Ja, die Bundeszentrale für politische Bildung – immer eine Reise wert.
Grundrechte wurden damals ausgehebelt – Grundrechte wie das Post- und
Telefongeheimnis. In einem der am besten ausspionierten Länder der Welt gibt es
dieses Geheimnis schon lange nicht mehr – und das Beste daran ist: sowohl die
deutschen Geheimdienste (siehe Spiegel)
als auch das Kanzleramt (siehe Spiegel)
verteidigen den Bruch des Post- und Telefongeheimnisses vehement: man sieht, es
geht auch ohne Ermächtigungsgesetz.

Freiheit der Person? Nur noch für jene Personen, die für das aktuell
herrschende System eine hinreichende Verwertbarkeit aufweisen? „Verwertbarkeit“?
Ja, diese faschistoide Begrifflichkeit kommt in Deutschland wieder zum Einsatz,
aktuell mit Bezug auf Asylbewerber, die Grüne Claudia Roth hatte ihn unlängst im
Fernsehen gebraucht (siehe Yahoo),
im aktuellen bürgerlichen Neofaschismus darf man solche Maßstäbe wieder an
Menschen anlegen. Wer nicht verwertbar genug ist oder sich nicht mit maximalem
persönlichen Einsatz um seine Verwertbarkeit kümmert, landet bei „Hartz IV“ und
verliert – ganz ohne Ermächtigungsgesetz – elementare Grundrechte wie die
Reisefreiheit, ohne dass sich die braven Merkeluntertanen groß drum kümmern – es
wird halt nicht nur im Kanzleramt gemerkelt.

Unverletzbarkeit der Wohnung? Schon bei Besuchen des von Nazis ins Leben
gerufenem und immer noch aktivem „Jugendamt“ nicht mehr gegeben – verliert man
die Arbeit, weil Firmen sich kurzzeitig „gesundschrumpfen“, ist es ganz vorbei:
außer mit Kontrollbesuchen des Ermittlungsdienstes kann man mit dem Verlust der
ganzen Wohnung rechnen (siehe rbb):

„Mit den Schlussfolgerungen aus einer Studie erhebt ein Team von
Soziologen der Berliner Humboldt-Universität schwere Schuldzuweisungen gegen die
Jobcenter. Die Wissenschaftler haben sich die Umstände von Zwangsräumungen
genauer angesehen und schließen aus ihren Erhebungen: Vor allem die Jobcenter
sind die Hauptverursacher für die zunehmenden Zwangsräumungen in
Berlin.“

Ja – massenhafte Zwangsräumungen in Deutschland – wie in den dreißiger
Jahren. Stört nur keinen … bzw. die meisten haben sich in dem System so
eingerichtet, dass sie von diesen Aktionen profitieren – wie auch von den
Massenenteignungen von Arbeitslosen, die keine „Gewährleistung des Eigenstums“
mehr erwarten dürfen. Wer hat sich damals nicht alles an jüdischem Eigentum
bereichert?

Ja – so schnell wird die Welt des Ermächtigungsgesetzes wieder Realität –
inklusive der Todesstrafe, die aktuell durch Totalsanktionen für Arbeitslose
wieder in den Bereich des Möglichen gerückt ist, ohne dass auch nur eins der
gleichgeschalteten großen Medien davon Kenntnis nimmt. Das Böse triumphiert
wieder – das Gute merkelt … oder „tut so als ob“, gibt den Bomben auf den Kosovo
einen ethisch-grünen Anstrich und verleiht dem Krieg gegen die Arbeitslosen das
Prädikat „biologisch wertvoll“: der Kern des heuchelnden Gutmenschentums.

Das war – mal anders. Und war natürlich in Deutschland verboten. „Krieg dem
Kriege“ heißt ein kleines Buch von Ernst Friedrich aus dem Jahre 1924, das auf
dem Titelbild das „Ebenbild Gottes mit Gasmaske“ zeigt und im Inneren dutzende
von Nahaufnahmen von verstümmelten Menschen auffährt, Aufnahmen, die heutzutage
verpönt sind und mit dem neutralen und sauberen Begriff „Kollateralschäden“
getarnt werden, Schäden, die allgemein als alternativlos anerkannt  und
allerhöchstens von veralteten Sozialromantikern beklagt werden. Ich möchte ein
wenig hieraus zitieren – aber keine Angst, ich halte mich an das kriegsfördernde
Tabu, keine Aufnahmen von natürlichen Folgeschäden von Kriegen zu
veröffentlichen – keine abgerissenen Gliedmaßen, keine verstümmelten Körper,
keine zerfetzten Gesichter … obwohl es schon erstaunlich ist, wie viel Gesicht
man verlieren kann, ohne zu sterben, ja, sogar ohne Unter- und Oberkiefer und
Nase kann man noch fortbestehen.

Ernst Friedrich wollte – nach den entsetzlichen Erfahrungen des ersten
Weltkrieges, die im zweiten Weltkrieg noch in jederlei Hinsicht übertroffen
wurden, dem Krieg an sich ein Ende setzen: das war der Sinn seiner
Bildersammlung. Hören wir ihm mal ein wenig zu, wie der sich die Beendigung
aller kriegerischen Zustände vorstellt:

„Macht Euch frei von bürgerlichem Vorurteil! Kämpft gegen den
Kapitalismus in Euch! Aus Eurem Denken und Eurem Tun spricht noch unendlich viel
von Spießer- und Soldatentum und fast in jedem steckt noch so ein eingedrillter
Unteroffizier, der herrschen und befehlen will, sei´s auch nur über eigene
Kameraden, und über Frau und Kind in der Familie!“ Und sag ich auch zu jenen
bürgerlichen Pazifisten, die nur mit Händestreicheln, mit Teegebäck und frommen
Augenaufschlag Kriege zu bekämpfen suchen: „Kämpft gegen den Kapitalismus – und
Ihr kämpft gegen jeden Krieg“. Das Schlachtfeld in Fabriken und Gruben, den
Heldentod in Siechenhäusern, das Massengrab in Mietskasernen, kurzum: den Krieg,
den scheinbar ewigen Krieg der Ausgebeuteten gegen die Ausbeuter! Seht Ihr das
alles nicht?!
(aus Ernst Friedrich, Krieg dem Kriege, Zweitausendeins, 3.
Auflage Juli 1980, Seite 11).

Der Krieg als Feind der Menschheit – was wäre das für ein edles Motiv, ihn
selbst als Feind zu erkennen anstatt ihn als Werkzeug zu verstehen, mit dem man
den „Bösen“ erlegen kann – und so selbst zum Werkzeug des Bösen wird wie der
Grüne Ludger Vollmer, der 2002 sinngemäß ein „Feuer-frei-auf-Terroristen“
forderte (siehe Süddeutsche)
– was ja seitdem auch geschieht. Damit die sich auch angemessen wehren können,
liefern wir mehr und mehr Waffen in die Welt, die unkontrolliert in alle Hände
gelangen. Da dies Arbeitsplätze fördert, haben wir keinerlei Bedenken mehr: wir
würden wohl auch Konzentrationslager mit Blick auf die dort vorhandenen
Arbeitsplätze vor der Schließung bewahren.

Kampf gegen den Kapitalismus – in Zeiten, in denen vielen Stimmen auch aus
konservativen Lagern das Ende dieser Wirtschaftsform beschreiben, eigentlich
keine große Herausforderung. Trotzdem bildet sich nirgendwo eine politische
Kraft, die den Kampf gegen diesen Moloch aufnimmt – obwohl er den ganzen
Planeten zu zerstören droht. Wir stehen sogar fassunglos vor einer deutschen
Regierung, die gnadenlos wie eine Besatzungsmacht in die Politik anderer Staaten
hineinregiert – wie z.B. in Griechenland, wo die Bundesregierung in einem von
Arbeitslosigkeit zerrüteten Land weitere Massenentlassungen fordert (siehe Spiegel).
Nun – es ist wohl nicht nur die brutale erfahrbare Übermacht des
zusammenbrechenden Systems Kapitalismus, das in Deutschland demnächst leicht
Hungersnöte hervorrufen kann – auch wir selbst sind es, weil wir den
Kapitalismus als Wertegeber schon längst in uns haben: WIR sind der Kapitalismus
selbst. WIR produzieren mit aller Gewalt sein verwertbares Menschenmaterial und
machen sogar vor unseren eigenen Kindern nicht halt (siehe Spiegel):

„Endlich Ferien, endlich Nichtstun? Mitnichten. Eine Umfrage unter Eltern
zeigt: In 55 Prozent aller Familien lernen die Kinder auch in den schulfreien
Wochen.“

Für Ferien gibt es gute Argumente, sie sind extrem nützlich für die
Persönlichkeitsentwicklung des jungen Menschen – 55 Prozent der Eltern arbeiten
aber gegen jede Vernunft, Menschenliebe und pädagogischer Forschung nur an der
Verbesserung der Verwertbarkeit der eigenen Kinder … ein unvorstellbarer Horror.
Kann es sein, dass die Kritik von Ernst Friedrich nach 90 Jahren immer noch
zutrifft? Nun – wie sollte man sich diese entsetzlichen Entwicklungen sonst
erklären, Entwicklungen, die dazu führen, dass die so genormte Ware „Kind“ mit
45 wegen „burn out“ absolut arbeitsunfähig ist und fortan nur noch im
Hartz-IV-Gettho dahinvegetieren kann.

Ist es so, dass in uns immer noch viel „Spießer- und Soldatentum“ steckt?
„Spießer“ kommt von Spießbürger, den ich lieber mit dem „Spießrutenlauf“
assoziiere, mit dem Spaß das Kleinbürgers, seine Mitmenschen so oft zu triezen,
wie es nur geht. Das wird vielen Kindern von klein auf beigebracht, das
Soldatentum ist wieder voll auf dem Vormarsch (siehe srf):

„Der Verlust des Mitgefühls entsteht, weil der Mensch von Anfang an
lernt: Kampf und Konkurrenz sind die Triebkräfte des Daseins. Kinder lernen
Feind-Denken. Andere Bewusstseinszustände werden als naiv eingestuft, als
unrealistisch, als schwach. Empathische, dem Menschen zugewandte Wahrnehmungen
werden unterdrückt und unser Bewusstsein wird auf abstrakte kognitive Ideen,
über das, was Realität ist, reduziert.“

An dieser Vernichtung der Empathie arbeiten mindestens 55 Prozent der
deutschen Elternschaft – wenn nicht sogar mehr. „Konkurrenz“ ist die Triebkraft
des Kapitalismus, er favorisiert einen Sozialdarwinismus, der durch die Agenda
2010 einen neuen Schub in Deutschland bekommen hat, er will eine Gesellschaft,
in der nur die Starken überleben … wobei heutzutage die „Starken“ die Reichen
sind, die die größte Befehlsgewalt über die Maschinen haben, die die notwendigen
Arbeiten zunehmend ohne Menschen erledigen können.

Der Krieg gegen den Kapitalismus fängt schon bei der Erziehung unserer Kinder
an – und hier versagen wir als Eltern völlig, sind nur noch willfährige Büttel
eines sterbenden Systems, die gezielt möglichst effizient verwertbare Ware
prodzieren wollen … das es mal eine Wissenschaft wie „Pädagogik“ gab, scheint
lang vergessen zu sein, wie auch die Tatsache, dass es mal eine politische
Einstellung namens „Pazifismus“ gab – eine Einstellung, die gerade im letzten
Jahrhundert zusehends mehr an Notwendigkeit gewonnen hat. Warum? Nun – der Krieg
vernichtet zunehmend mehr Zivilisten als Soldaten, eine perverse Entwicklung,
die Jahrtausendelang nicht vorkam und eine Erfindung der Moderne ist.

Wir führen in Deutschland Krieg gegen die eigenen Kinder – eine logische
Konsequenz in einem Land, das das Schwache verachtet. Werden die Eltern
arbeitslos, bekommt das Kind 2,5o Euro am Tag für die Ernährung – viel zu wenig,
um gesund ernährt zu werden …. und viel weniger als das Vierte Reich und
Merkelland für die Ernährung seiner Polizeihunde ausgibt. Kinder sind schwach,
jahrelang – und deshalb unerwünscht. Kein Wunder, dass wir das Land mit der
weltweit niedrigsten Geburtenrate sind (siehe Spiegel),
andererseits sind wir aber Meister im Krieg gegen unsere Umwelt, alles mit dem
Segen der Partei der Grünen, die uns als kollektives gutes Gewissen gilt und
alle Sauereien gesellschaftsfähig macht.  Immerhin trennen wir den Müll
ordentlich – keiner jedoch fragt sich, ob unsere Maschinen uns eigentlich
wirklich mit so viel Müll versorgen müssen, noch hindert es uns daran. die
größten Drecksäcke des Kontinents zu sein: Meister in der Müllproduktion,
uneingeschränkte Könige des Abfalls in Europa (siehe Spiegel),
wobei Europa insgesamt eine Vorreiterrolle in der Disziplin „Verseuchung der
Landschaft mit Elektromüll“ hat (siehe Spiegel).

Neunzig Jahre sind seit dem Buch von Ernst Friedrich ins Land gegangen – und
schon wieder geifert die Jounaille nach einem neuen Krieg – so dreist, das
selbst der zufriedene Deutsche sich letztes Jahr erregte. Nach dem Arbeitslosen
als Ziel für die Spieße der Spießbürger wurde nun der Putin herbeibeschworen als
böses Ungeheuer, das es zu vernichten gilt – mit Sondereinsatzkommandos und
deutscher Speerspitze, so als hätten wir nie etwas gelernt aus der
Geschichte.

Das gilt natürlich alles nicht für Sie, oder?

Deshalb haben Sie auch kein Problem damit, ihr Kind dem überzogenen
Verwertungsdruck des Kapitalismus zu entziehen und ihm eine ruhige, gemütliche
Kindheit auf der Hauptschule zu gönnen, oder?

Oder … höre ich da jetzt etwa Klagen über den immens hohen Ausländeranteil in
den Hauptschulen … und das in einem Land, das gerade offiziell an allen Ecken
seine unglaubliche Ausländerfreundlichkeit vortanzt – als gäbe es einen Befehl
dazu?

Ich kann Ihnen noch etwas viel Unheimlicheres erzählen – über den Nazi in
Ihnen. Jedesmal wenn Sie einem Ihrer Mitmenschen sagen „Du musst“ (z.B. bei Fragen der
Gesundheit, des korrekten Sozialverhaltens, der Arbeitsdisziplin, der
Wohnungseinrichtung, der Ernährungsgewohnheiten, der Altersvorsorge oder der
Lebensgestaltung – um nur ein paar Felder zu nennen,  in denen man
ungefragt eine Reihe von Rat“schlägen“ bekommen kann, die an Spießrutenlauf
erinnern) tritt der „eingedrillte Unteroffizier“ auf den Plan, der „herrschen
und befehlen will“.

Krieg gegen den Krieg?

Völlig illusorisch im Deutschland des Ermächtigungsgesetzes bzw. seiner
modernen Gestalt.

Wir … vegetieren lieber im kollektiven Merkeln dahin, während das Böse
triumphiert.




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